Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Kindergeburtstag

Also früher Kindergeburtstag. Da hat man doch immer so Spiele machen müssen, gell? Also ich zumindest, weil da war nix mit Gruppenausflug zu Mäcces oder in ein Hüpfland oder zum Gemeinschaftszocken. Da wurde noch im Wald geschnitzeljagdet und dann verlaufen und Geschrei und Knie aufschürfen und schlimm und Zeug. Also bei anderen Kindern jedenfalls, bei mir nich, wegen Winterkind und da im Schneegrau bei Minus zehn Grad halt doch auch nicht so richtig juheissa bei der Schnitzeljagd, außerdem findet ja kein Mensch die Hinweise mehr wegen der Schneewehe. Jetzt wollt ich nur „Wehe“ schreiben und hab mich dann gewundert wegen der Mehrdeutigkeit. Aber „Otter“ ist auch so und macht mit „Kreuz“ und „Fisch“ ganz andere Sachen. Also jedenfalls weiß ich das noch, weil bis heut jährlich das Klagelied ertönt, wie eine gewisse Person in nächtelangen Mühen pädagogisch wertvolle Geburtstagsspiele vorbereitet hat und der undankbare Kindermob alles links liegen gelassen und stattdessen den ganzen Nachmittag „Der rote Stier jagt die Einhörner“ gespielt. Sorry, Mama! Eh glaub ich, dass das Kind diese Spieldinger überhaupt nicht sehr zu schätzen weiß, weil sind wir mal ehrlich: Am Ende allen Einsatzes steht halt immerzu eine Schokolade oder ein Würstel, und da arbeitet so ein Achtjähriger wohl gemeinhin eher zielorientiert, möchte ich jetzt mal forsch behaupten. Das ganze Potential an Peinlichkeit erschließt sich so einem gefräßigen Zwerg doch überhaupt nicht, und es ist ihm schnuppe, ob er hernach klatschnass oder in Mehl getunkt ist, Hauptsach, der Belohnungskinderriegel schmeckt. Beim Altmenschen hingegen, mein lieber Scholli! Der Gedanke an einen Haufen sogenannter Erwachsener beim Kinderquatsch bereitet mir so großes Freude, dass ich kurz ein Tränchen des Glücks wegdrücken muss. Stell dir vor, du lädst, sagen wir mal so 20 bis 30 schön mit beiden Beinen im Leben stehenden honorige Personen ein, und dann so an der Tür „Schön dass du da bist!“ und dann Clownsnase und Partyhut und ich hab da mal was vorbereitet und ab geht die Luzi, weil was ich leider versäumt hab auf die Einladung zu schreiben ist dass das Motto „Kindergeburtstag“ ist. Und dann schaust du zu, wie die Amtspersonen als Blinde Kuh auf dem Boden umeinanderkriechen und Füße statt Töpfe schlagen, Würstel schnappen, einen Apfel aus einem Wasserbad nur mit dem Mund herauszufischen versuchen, mit kompletter Wintersportausstattung Schokolade aus einer zentimeterdicken Verpackung rauswerken und sich beim Sackhüpfen einer nach dem anderen auf die Schnauze elegantet. Man müsst nur ganz vielleicht gleich zu Beginn eine große Runde mit sehr viel Wodka versetzter Götterspeise reichen, dann seh ich da überhaupt keine Probleme. Nur halt ganz vielleicht hernach die Notwendigkeit einer Grundsanierung. Haha! Das ist so saugut, ich muss sofort feiern! Macht jemand mit? „Fckng serious bus tour“ (Rakete, Vogelweiherstraße), „Küsse am Pier“ (MUZ, Fürther Straße), „We want revenge“ (Cult, Dooser Straße), „Wehende Fische“ (Desi, Brückenstraße), „Trouble in Paradise“ (Zentralcafé, Königstraße). „Phil & Chill“ (Festsaal, ebd.) und am Samstag „Bucovina Club“ (Festsaal), „Ü30 Black Flavour“ (T90, Flughafen), „Soulnight“ (Zentralcafé), „4 Jahre Bada Bing“ (Stereo, Klaragasse) und „Rosa Matrixx“ (Klingenhof).