Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

1 Abo und 4 Abonnenten
Rezension

Live: Bela B & Smokestack Lightnin'

Vermutlich ist es so: Bela B könnte egal welche Musik auf die Bühne bringen – die Leute würden ihn lieben. Wegen Charisma, wegen Kumpel, wegen Charme und wegen irgendwie immer noch sexy. Wenn der dann ausgerechnet die Country-Lokalmatadoren Smokestack Lightnin‘ um sich schart, dann ist das sozusagen „a gmahte Wiesn“, ein E-Werk voller Freunde, ein Hallen-Wohnzimmer. So jedoch auch die Stimmung: Alle recht zufrieden, aber auch irgendwie alle recht gemütlich.

Kann aber auch am Mischpublikum gelegen haben. Die einen sind da, um die Smokestack-Buddies zu hofieren, die anderen, weil Bela B doch irgendwann früher mal als Ärzte-Starschnitt überm Bett hing, die dritten aus reiner Neugierde. Doch so bunt die Gästeschar, so bunt auch das Programm. Dass Herr Felsenheimer Jahrgang ‘62 ist, macht sich höchstens dadurch bemerkbar, dass keine Bierdosen mehr geleert sondern Weingläser auf die Bühne gereicht werden. Der Mann, der früher bei der Punk-Formation „Die Ärzte“ Stehschlagzeug gespielt hat, steht jetzt solo inmitten einer bunten Truppe, der er nur zu gern den Beifallsvortritt lässt und die musikalisch breit aufgestellt zwischen Country, Americana und irgendwie auch Rock agiert. Das ganze Wunderpaket entstammt einer Zufallsbegegnung, aus der das unlängst erschienene gemeinsame Album „bye“ hervorgegangen ist. Dabei sind die Smokestacks alles andere als Begleitband, sondern einfach Teil, ein Haufen Kumpels, die großen Spaß aneinander und dem Produkt haben. Die charakteristische Stimme Bela Bs, die das deutsche Musikgeschehen seit den 80er Jahren begleitet, ist das Bonbon obendrauf. Weil der Mann Lieder nicht nur singt, sondern performt, schauspielert und seinen gern ironisch-provokanten ( „Manchmal haben Frauen ein bisschen Haue gern“), immer klugen Texten mimisch Nachdruck verleiht. Das ist schon allein darum gut, weil Foreground-Sängerin Peta Devlin nicht nur optisch, sondern auch akustisch dominant auftritt. Bela B ist jetzt nicht der klatschende „Und jetzt alle gemeinsam“-Entertainer, wohl aber eine großer, der fleißig witzelt („Wir spielen jetzt den Soundtrack und ihr reibt euch aneinander und in neun Monaten sagen wir, dass wir damit nichts zu tun hatten“), schimpft („ein Konzert ist fürs Herz gemacht und nicht für fucking Youtube, also weg mit den Handys!“) oder doziert („Schnippen ist die coolste Ausdrucksform der 2000er“) und zwar keine Brille, dafür den Umstand mit Fassung trägt, dass so eine Setlist mittlerweile schwer zu entziffern ist. Auf der finden sich nebst diverser Cover und alter freilich auch die neuen Songs: „Abserviert“, „Wenn das mal Liebe wird“, „Peng!“, mal mit Banjo und Kontrabass, mal mit Orgel und Knochen statt Drumstick, stehts aber in gemächlichem Galopp ohne größere Überraschungen. Aber die Mädels kreischen immer noch. Alles richtig gemacht.