Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Vatertagsvorabend

„Ich verstehe nicht“, wird grad deutlich hörbar und nicht zum ersten Male neben mir reklamiert, „was das mit dem Unsinn soll, dass man AN Feiertagen frei hat und nicht am Tag DANACH!“ Wo doch wirklich jeder wisse, dass AN den Feiertagen selbst sich derart verausgabt werden müsse, dass es im Anschluss eine Erholungsphase unabdinglich sei, siehe erster Mai. Und so wie am ersten Mai die Arbeit gefeiert wird, obwohl man grad gar keiner nachgeht, wird an der Himmelfahrt scheint’s gefeiert, dass man noch einmal davongekommen ist, mit dem Vatersein. Während der Muttertag bekanntlich dazu dient, der eigenen Frau Mama zu huldigen, sie einmal im Jahr zu umgarnen, ins nächste Café zu schieben und zumindest irgendwie den Anschein zu wahren, die Mutterschaft zu preisen, preist am Vatertag der Knabe weitestgehend sich selbst für seine ruhmreiche Existenz. Zumindest könnte man ganz vielleicht zu dieser sicher völlig falschen Annahme kommen, wenn man sich mal so ein bisschen anschaut, was da eigentlich so umeinanderfeiert an diesem Vatertag. Jetzt muss ich von weiteren gesellschaftskritischen Betrachtungen leider nachdrücklich Abstand halten, und auch jedwedem Soziologen und anderem Menschenforscher sei geraten, mit Erkenntnissen hinsichtlich der menschlichen Natur, die nicht ergeben, dass wir alle gleich sind, lieber hinterm Berg zu halten, haben doch jüngste Vorkommnisse irgendwo im fernen Norden gezeigt, dass wer die Wahrheit sagt, fürderhin besser ewig schweigen möge. Sag ich jetzt also nicht, dass egal ob Pöbel oder Akademiker, das Vatertagsgewese keinen Unterschicht, äh, Unterschied macht, nein, im Biere sind wir alle gleich. Wobei ich schon sagen muss, dass meine Vatertage seinerzeit dergestalt verliefen, dass ich in einen Fahrrad- oder Autositz geschnallt worden bin , um einen saulustigen Tag bei einem Jazz- oder Dixie-Frühschoppen zu verbringen. Saulustig war das. Für den Vater. Wir sehen: Da gab’s noch strenges Regiment und Familienausflug. Alternative: Die Vatertagsvorabendfeier. Am Vatertagsvorabend büchst der Mann unter dem Vorwand eines Konzertbesuches aus. Dort werden vom Mitmenschen weitestgehend unbemerkt sehr viele Hopfenkaltschalten in sehr kurzer Zeit geleert, was ein ordentliches Heimgehen im Anschluss an ein Konzert unmöglich, die Einnahme weitere Getränke jedoch zwingend erforderlich macht, so wie „Käse schließt den Magen“, obwohl der bereits zum Bersten gefüllt ist. Völlig unverschuldet werden dann aus dem einen Absacker circa 17, die Ereignisse überschlagen sich, der arme Mann trudelt hilflos im Sturm des Geschehens und irgendwann nach Hause. Dafür hab dann im Anschluss ich aufs Vaterwohl getrunken. Lieber Papa, wegen dir geht’s mir heut eher so mittel. Nächstes Jahr möchte ich mit dir wieder zum Jazzfrühschoppen, okay? „7 Jahre Zirkus Beretton“ (Stereo, Klaragasse), „Maximum Rock Night“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „Hit me Baby one more Time“ (Matrixx, Klingenhof), „Schwarz Tanz“ (Cult, Dooser Straße), „Funksoulbrother“ (KK, Königstraße), „Reggae hit the Town“ (Zentralcafé, ebd.), „Psychedelic Orchestra“ (Z-Bau, Frankenstraße).