Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Mutterleid

Als ich um Weihnachten herum mal erzählt hab von der entfernten Verwandten, die scheint’s das Abstillen ihrer Nachkommenschaft nicht recht verkraftet hat und seitdem sich sorgt, der Nachwuchs könnte verhungern, da hab ich mir hernach einen sauberen Anschiss eingefangen. Weiter darf ich mich nicht äußern, weil die entfernte Verwandte sich erbeten hat, ich möge mit derlei Unverschämtheiten zurückhaltend umgehen, da sie nicht einsehe, warum alle Welt dem Irrtum auferliegen solle, ich sei mit einer Rabenmutter gesegnet. Gut, jetzt muss ich reuig mein Haupt neigen und sagen, ich wusst’s halt nicht besser, bin ich doch schließlich im Thema „Mutterschaft“ tendenziell auf der Nehmer- denn der Geberseite bewandert. „Ich muss immer um sechs aufstehen, auch wenn ich frei hab“, hat unlängst eine Kollegin ins Telefon gelitten. Warum jetzt das, hab ich schlau gefragt, und erfahren, man müsse dem Sohn das Pausenbrot bereiten, sonst verhungere der über den Tag hinweg. „Wie alt ist jetzt der?“ – „18“, hat’s gekleinlautet, und ich beruhigend: „Ach du, ich hab eine entfernte Verwandte, die hat ihrem 30-jährigen Managersohn den Einstandskuchen gebacken und ins Büro hinterhergetragen“, hab ich geplaudert und auch gleich erzählt, dass eben jene Verwandte neulich in größte Not geraten ist wegen einer kleinen Feier, die ich in einer Kneipe ausgerichtet hatte. „Ja und gibt’s dann da was zu essen?“ – „Nein, das ist eine Kneipe.“ – „Ja und bringen die Leute sich dann da was mit?“ – „Nein, das ist eine Kneipe.“ – „Ja und ist denn dann da Platz für ein Buffet oder so?“ – „Nein, das ist eine Kneipe.“ – „Ja aber soll ich dann nicht vielleicht ein bisschen Gulasch …?“ In heißer Liebe entbrannt hab ich Mam… pardon, die entfernte Verwandte wild an mich drücken und busseln müssen. Wegen eh. Und wegen auch ich lern noch dazu, und so beobachte ich mit wissenschaftlichem Interesse mein sich fortpflanzendes Außenrum, bei dem irgendwann anstelle des Gehirns die hormondurchdrungene Superkeit tritt, dass man da jetzt einen Menschen hat, der auf Gedeih und Verderb von einem abhängig ist, und es beginnt ein Kampf zwischen Ratio (Abstillen. Irgendwann.) und Irr(rational), nämlich den Zustand dieser Abhängigkeit bis in alle Ewigkeiten beizubehalten. Da sehen wir schon, wohin das führt und freilich nicht so geht, wegen Zivilisation und allgemeinem Missmut, wenn durch den Schulzaun hindurch statt der Stulle eine Brust gereicht wird. Eh klar, dass der unterdrückte Drang irgendwohin sich kanalisieren muss, und wenn er das in Kuchen, Pausenbroten und Gulasch tut – da freuen wir uns doch sehr. Deswegen, liebe Mama, hast du jetzt noch spitzenmäßige zwei Tage Zeit, dich auf die Kindsspeisung am Sonntag vorzubereiten. Nicht dass du dann in Not gerätst, weil wir da und du nichts zu Essen. Zum Dank geh ich auch nicht aus, sondern bastle dir einen Gutschein für 1x Abspülen. Oder Staubsaugen. Was meinste? „Designer’s Night“ (TH, Wassertorstraße), „Querbeat“ (KK, Königstraße), „Indiefreitag“ (Stereo, Klaragasse), „Aether“ (Rakete, Vogelweiherstraße), „Sputnik“ (Mitte, Hallplatz) und am Samstag „Händehoch!“ (Desi, Brückenstraße), „Pull the Trigger“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „Gold & Butter“ (MUZ, Fürther Straße), „Tsunami Soundsystem“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Insert-Scary-Name-Here“ (Cult, Dooser Straße), „Retro“ (Parks, Stadtpark), „Love is in the Air“ (T90, Flughafen). Möchte übrigens darauf hinweisen, dass mir die Geburtsschmerzerfahrung auch nicht fremd ist, ganz im Gegenteil. Hab ich jede Woche. Damit ihr hier und so. So!