Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - FeuZaBo@CKM

Große Aufregung hier im Allgemeinen seit Wochen so wie sich zuspitzenderweise um mich herum im Speziellen. „FeuZaBo@CKM!“, ruft eins aus, „da fieber ich schon das ganze Jahr drauf hin und regle alle Termine danach! Du MUSST mitkommen.“ Weiß ich natürlich sofort, was gemeint ist, weil pass auf: Wird heut später am Nachmittag nämlich eine Weibsperson mit Frisur und Kleid einen Balkon betreten, um von dort zum Volk zu sprechen. Großes Geheimnis, von dem ich so viel bereits verraten kann: Diese Person werde schon wieder nicht ich sein, weil obwohl ich mich seit Unzeiten für den Job anpreise, weil Kleid hab ich und Frisur erst recht, und zum Volk sprechen kann ich wie eine Große, werd ich einfach nicht gehört. Aber gut, ich bin ja seltsamerweise auch noch nicht auf der Straße von einer Modelagentur entdeckt worden und auch noch nicht vom Herrmanns Thomas nach Berlin eingeladen. Aber wie der Herr Cator Senior stampf ich einfach weiter zornig mit dem Stöckel auf den Boden, „ceterum censeo Katharinem esse eligendam“ oder so, wohlwissend, dass der Kelch an mir vorbeigehen wird, schon wegen Altersdiskriminierung. Also jedenfalls stehen wir dann um halb sechs alle da und recken die Hälse und sehen nichts außer Smartphones und von Elternschultern herabbaumelnde Gummistiefel  und hoffen, dass endlich mal ein kleiner, nur ein klitzekleiner Versprecher ins Volk hineinprologisiert wird, und dann passiert eh wieder nichts und dann fertig und Lichter an und tja. Und jetzt? Weil wo der Pöbel sich sogleich gegenseitig durch die gestreiften Reihen schiebt oder eigenständig hindurchschlachtschifft, ertönt um mich herum vergleichsweise selten der Wunsch nach dem siebenundreissigsten Edelsteinamulett und auch das Verlangen nach dem siebzehnten „Schau wie süß der Keramikdrache dem wo man mit Dochten in den Nüstern Feuer anzünden kann!“ ist überschaubar. Früher vielleicht noch Mütze oder Lammfellsohle, aber heut auch nicht mehr nötig wegen eh zu warm. Und wegen genereller weil mainstreamiger Mainstreamverachtung natürlich auch indiskutabel, sich an einen Großglühweinproduzentenstand zu begeben weil da der Ekelstiefel zu dreifuffzich statt im Laden der Liter zu 1,33 Euro, und außerdem mittlerweile Vorglühfacebookveranstaltungen für am Ausschank und dann muss es halt Feuerzangenbowle, aber halt bloß nicht die ballermännische eine da, sondern natürlich die coole. Weil was nämlich kaum jemand weiß, deswegen auch großes Geheimnis jetzt, der viel schönere und viel nettere und viel besseresgewissenere Weihnachtsmarkt, der ist ganz dolle versteckt ganz woanders, deswegen findet da auch kaum einer hin sondern bloß die Eingeweihten stehen da und connaissieren vor sich hin und prosten den anderen fünftausend auf dem Platzerl kuschelnden verschwörerisch zu. Weil: hier cool, drüben uncool. Wisst ihr also, wo ihr mich findet. Und dann da: „Balkan Beatz“ (Indabahn_hof), „Querbeat“ (KK, Königsstraße), „Indiefreitag“ (Stereo, Klaragasse), „Crew Love“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Back tot he Future of Drum&Bass“ (Desi, Brückenstraße), „Freitagstanzvergnügen“ (Mitte, Hallplatz) und am Samstag „Swing Dance Night“ (Weinerei, Ostermayrpassage), „80s/90s“ (T90, Flughafen), „Rock City“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „Apnea“ (Mississippi Queen, Hafen), „Circus Beretton“ (Stereo), „Schwarz Tanz“ (Cult, Dooser Straße), „KV-Überraschungsparty“ (Z-Bau). So, und jetzt noch ein Rätsel, und wer’s löst, darf mir einen Tiroler ausgeben. „Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll … ?“ Hosianna!