Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Käsekuchenvorfall

Neues vom Pubertier! Von einer geleiteten Experimentsituation hab ich ja Abstand nehmen müssen wegen Genfer Konvention im Allgemeinen und Erziehungsberechtigten im Speziellen, aber das brauch ich auch überhaupt nicht, weil: Das Pubertier zeigt mir alles, was ich sehen möchte, ganz von allein. „Schaumalschaumalschaumalwasichhab!“ überfiel es mich neulich und hielt mir einen Gegenstand so dicht vor die Nase, dass ich die Form einer Deoflasche nur erraten konnte. „Riech!“ befahl es, und ehe ich’s mich versah, befand ich mich in einer Masse klebrig süßen Irgendwas, das den Raum um mich gelbrosawolkig und irgendwie zähflüssig erscheinen ließ. Es handle sich, wurde mir auseinandergesetzt, um ein Deodorant in der, pardon, Geruchsrichtung „Vanillacheescake“, dessen exakte Beschreibung leider nicht rekonstruierbar ist, da das ganze Internet sich in unschuldiger Unwissenheit ob dieses Produktes präsentiert, was ich nur zu gut verstehen kann, wenn man das so interpretiert, als habe der Erfinder dieses Opus seinen fatalen Irrtum nicht nur erkannt sondern sich derart geschämt, dass er hurtig weltweit alle Spuren zu vernichten sich beeilen hat müssen. Vielleicht so ein bisschen wie der Herr Hahn und der Herr Strassmann, die ja, glaub ich, hernach auch nicht mehr so arg begeistert waren von ihrer Entdeckung. Jedenfalls war dann leider meine Spreche schneller als die Denke, und hab ich blind vor Augentränen durch die klebrige Wolke geschnappatmet, dass diese Geruchsrichtung durchwegs diskutabel sei und es mich nicht Wunder nähme, wenn in Verbindung mit Transpirat ein olfaktorisches Debakel sich ereigne. Das Pubertier verschwand empört und ich blieb zurück als unsensible Mistsau, wenngleich süß umwölkt. Dabei hab ich grad angesetzt gehabt, Verständnis zu demonstrieren. Weiß ich nämlich schon noch, dass seiner- oder besser: meinerzeit auch spezialwichtig: möglichst viel Auftrag von möglichst mit Schmetterlingen und Blumen bedrucktem Produkt, das übrigens, grad nachgeschaut, entsetzlicherweise auch heut noch wirbt mit „angesagte Frische (sic!) für junge Mädels“. Und dann haben Vatermenschen lautschweigend Räume verlassen oder im Auto alle Fenster aufgerissen, auch wenn draußen Minus hundert Grad. Dass der Lehrkörper nicht prinzipiell mit Gasmaske nur den Lehrraum betreten hat, mir völlig schleierhaft. Hab ich dann Abbitte leisten wollen und zur Versöhnung gemeinsam einen Käsekuchen backen. Hat’s mich sauber ausgeschmiert, das Pubertier, weil überraschend Konfi-Unterricht. Hat mir gescheit recht geschehen. Geh ich halt ins Wochenende. Ohne Wolke. „Gift“ (Stereo, Klaragasse), „Ufo & Why so serious“ (Hirsch & Rakete, Vogelweiherstraße), „Blaulichtparty“ (T90, Flughafen), „Dotbass“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Sonic Space“ (Mitte, Hallplatz), „Orchid“ (Zentralcafé, Königstraße) und am Samstag „Don’t rock that Boat“ (Mississippi Queen, Hafen), „Reggae hit the Town“ (Zentralcafé), „Ü30“ (Löwensaal, Schmausenbuck), „Kunst & Sünde“ (Cult, Dooser Straße), „Minds øn Edge“ (Desi, Brückenstraße). Jetzt hab ich gedacht, vielleicht ein Fünferpack Vanillebackaroma zu schenken als günstige Alternative und wegen gibt’s ja grad wieder überall. Ist das fei prompt doppelt so teuer! Muss ich wohl die Waffen strecken.