Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Happy End

Ja na sowas aber auch. Oder, wie mein Großvater sagen würde: Jessas, Maria und a kloans Stückerl Josef! Hab ich nicht glatt vor lauter schnödem Mammon, vor Geldgeilheit und Kapitalismusgötzerei letzte Woche die wirklich wichtigen, die großen, die schönen Dinge des Lebens ausgeblendet? Schande über mich, drei Rosenkränze, ab auf die Stille Treppe! Valentinstag, der große Tag der ehrlich Liebenden! War. Also: ist vorbei. Das kann, so man nicht zu den arg vom Schicksal gebeutelten gehört, denen ohnehin keinerlei Aufmerksamkeit zuteil wurde am liebsten Tag der Singles, daran merken, dass die verschiedenen Geschäfte unseres Vertrauens weitestgehend befreit sind von sich an Kreativität und Ästhetik überbietenden Geschenkideen. Das ist schade, weil da waren durchaus schöne Sachen dabei. 

Neben den Quengelregalen eines großen Lebensmittel-und-alles-was-man-sonst-noch-braucht-Händlers beispielsweise, dessen Namen mit „r“ beginnt und auf „eal“ endet, hatten fleißige Hände zahllose Last-Minute-Gebinde in Zellophan gewickelt. Und dann der Vaddi so: „Ich geh mal noch schnell um ’nen Sixer und zwei Pfund Mett“ und dann an der Kasse so „Mensch schon wieder vergessen, wie gut dass ich noch hier bin, da bring ich der Muddi doch gleich mal die Edlen Tropfen und so’n Plüschherz mit, ach prima das gibt’s mit Geschenkband da vorn für 19,99, nehm ich“, und alle so: juhu! Eine Eskalationsstufe weiter sind dann diese MyDays und Konsorten, an deren Werbung für kreative, individuelle Geschenkideen man in den Wochen zuvor zu ersticken drohte. Äh hallo – individuell? Hab ich lachen müssen. Und mir vorstellen, wie jetzt dann in ein paar Wochen in einem Romantikhotel in, sagen wir, Prag, unzählige Pärchen am Frühstücksbuffet um den Lachs rangeln und irgendwann checken: Wir haben alle das gleiche MyDays-Individual-Geschenk! 

Im Anschluss daran gefällt mir der Gedanke, dass sich alle Beschenkten zusammenrotten, ihre uninspiriert-aber-teuer-Schenker-Partner mit erhobenen Cocktailspießchen aus dem Hotel jagen und zusammen eine Mordssause machen, im Zuge dessen bestenfalls ein neuer Lebensabschnittsgefährte rausspringt, der dann kommendes Jahr KEIN Individualgeschenk macht. Wenn doch, ist die serielle Monogamie wenigstens gesichert. Ich persönlich hätte mich am meisten gefreut über das neueste Glanzstück der Sanitärtextilhausmarke „Happy End“ von Erst-mal-zum-Discounter. „Valentins Edition mit romantisch-blumigem Duft & Herzmotiven“ schallmeit es von der rosasüßen Klopapierverpackung. Wie gut ist das denn? Leider wurde auch dieses Geschenk mir nicht zuteil. Schenk ich’s mir halt selbst. Gibt’s bestimmt noch. So viel Größe muss man ja erst mal besitzen, das zu kaufen und am Sonntagsfrühstückstisch zu überreichen. 


Gibt ja aber noch ‘ne Chance. Aber erst: „5 Jahre Mitte“ (Fr+Sa, Hallplatz), „Kingdom of Rock“ (Matrixx, Klingenhof), „Star FM Club“ (Stereo, Klaragasse), „Ü30 Black & Soul Edition“ (T90, Flughafen), „Turn it Up“ (Indabahn, Hbf), „Tonkonzum“ (KK, Königstraße) und am Samstag „Skandal um Rosi“ (Luitpoldstraße), „Lost in Paradise“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Why so serious“ (Rakete, Vogelweiherstraße), „Rosa Hirsch“ (ebd.), „Die Macht der Nacht“ (Cult, Dooser Straße), „5 Jahre E.W.T.“ (Nano, Königstraße), „Beat Thang“ (Zentralcafé, ebd.). Wahrscheinlich ist der Designer o.g. Toilettenpapiers Single und hat sich gedacht „Valentinstag? Fürn A…“ Hoffentlich.