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Neuer Friedensvertrag für Kolumbien - Ein Handschlag der Hoffnung für die Welt

Präsident Juan Manuel Santos (links) und FARC-Anführer alias „Timoschenko“ nach der Unterzeichnung des Friedensabkommen

„Das Wort soll die einzige Waffe der Kolumbianer sein" - sagte FARC-Führer Rodrigo Londoño alias „Timoschenko" nach der feierlichen Unterzeichnung des neu verhandelten Friedensabkommens und eröffnete eine Lobrede.

Hunderte Kolumbianer versammelten sich am Donnerstagmittag auf dem zentralen Platz „Bolivar" in der Hauptstadt Bógota. Viele von ihnen ganz in Weiß gekleidet, erwarteten sie mit Spannung die Unterzeichnung des Friedensabkommens.

► Um 11.31 Uhr (17.31 Uhr deutscher Zeit) unterschrieben FARC-Führer „Timoschenko" und der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos das neu ausgehandelte Friedensabkommen im Theater „Cólon".

Die spanische Abkürzung FARC steht für „Bewaffnete Streitkräfte Kolumbiens". Die Gruppe bezeichnet sich selbst als marxistisch und befindet sich seit 1964 offiziell im bewaffneten Kampf mit dem kolumbianischen Staat. Ursprünglich ging es dabei um Landkonflikte.

Etwa genauso lang gibt es Friedensbemühungen. Erste Erfolge gab es 1984, die Regierung unter Präsident Belisario Betancur handelte einen Waffenstillstand mit der FARC aus. Diese Bemühungen scheiterten jedoch. Bis 1986 wurden mehr als 3000 ehemalige FARC-Mitglieder von paramilitärischen rechten Gruppen ermordet. Die Entwaffnung der FARC scheiterte und sie zog wieder in den bewaffneten Kampf.

► Die jetzigen Friedensverhandlungen unter der Mitte-Rechts-Regierung von Präsident Juan Manuel Santos waren am 2. Oktober gescheitert.

► Bei einer Volksbefragung stimmte eine knappe Mehrheit (rund 50 000 Stimmen) mit „Nein" zum Friedensabkommen, das Regierungs- und FARC-Mitglieder im September unterzeichnet hatten.

Ex-Präsident Álvaro Uribe Vélez hatte mit der neu gegründeten, extrem rechten Partei „Demokratische Mitte" massiv gegen das Abkommen mobilisiert.

► Im neuen Abkommen ist die Regierung auf die Änderungswünsche des „Nein"-Lagers eingegangen: Laut Berichten der kolumbianischen Tageszeitung „El Tiempo" wurden 58 Prozent der Änderungswünsche komplett übernommen.

Einziger Punkt, der zurückgewiesen wurde: Auch straffällig gewordene FARC-Mitglieder sind nicht grundsätzlich davon ausgeschlossen, für politische Ämter zu kandidieren.

► Die katholische Kirche Kolumbiens und andere zivilgesellschaftliche Gruppen, die vor dem Volksentscheid im Oktober für das „Nein" mobilisiert hatten, sprachen sich jetzt für das neue Abkommen aus.

Kolumbianer bei einer Demonstration für die sofortige Umsetzung des Friedensabkommens

Wie sich der Frieden weiter ausgestaltet, könnte zum zentralen Wahlkampfthema werden. Die Tageszeitung „El Tiempo" berichtete, dass die rechtsradikale Partei „Demokratische Mitte" die Friedensverhandlungen im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl 2018 politisieren will. Die kolumbianische Gesellschaft ist über die Friedensverhandlungen tief gespalten. Seit dem 4. Oktober haben Kolumbianer täglich für baldigen Frieden demonstriert. Der blutige Bürgerkrieg kostete rund 300.000 Menschen das Leben und machte rund sieben Millionen Menschen zu Flüchtlingen.
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