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Tunesier trotzen den Islamisten mit Straßentänzen

(...) Der Mord an dem säkularen Oppositionspolitiker Chukri Belaid schockiert das Land und bringt mit enormer Wucht die Gewalt zurück auf die Straßen der tunesischen Hauptstadt. Daran wird sich kaum etwas ändern, nachdem die Polizei am Montag den angeblichen Mörder Belaids, einen Salafisten, verhaftete. Mit der erneuten Ungewissheit wächst auch wieder die Angst - vor allem säkular eingestellte Tunesier, aber auch moderate Muslime fürchten den wachsenden Einfluss der Islamisten.

Nicht nur die islamistische Ennahdha-Partei verunsichert die Bürger: Seit dem Sturz Ben Alis vor zwei Jahren sind auch die Salafisten ein Teil Tunesiens geworden. Die religiösen Extremisten haben keine Hemmungen, den Tunesiern zu zeigen, wo für sie die Grenzen des Erlaubten verlaufen. Besonders abgesehen haben sie es dabei auf die Kunst.

"Geht in eure Theater"

Auch Bahri Ben Yahmed hat schon am eigenen Leibe zu spüren bekommen, wo für die Islamisten die Grenzen der künstlerischen Freiheit erreicht sind. Als der Choreograph im März 2012 mit Mitgliedern des tunesischen Tanz-Projekts "Art Solution" auf der Avenue Habib Bourguiba im Zentrum von Tunis auftrat, unterbrachen aufgebrachte Islamisten den Auftritt. "Geht in eure Theater, die Straße gehört euch nicht mehr!", brüllten sie den Tänzern hinterher, als diese das Feld räumten. (...)

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