„Never fuck the company“, „Man scheißt nicht, wo man frisst“, diese und unzählige andere Sprichwörter geben einen mehr oder weniger dezenten Hinweis, dass man einer Liebe oder Liebelei am Arbeitsplatz eher vorsichtig begegnen sollte. Aber wo liegen wirklich Gefahren, was sind die Chancen und was sollte man unbedingt beachten?
Nirgendwo verbringen wir im Durchschnitt so viel Zeit wie an unserem Arbeitsplatz. Wen wundert es da also, dass sich viele zukünftige Paare genau dort kennen lernen. Meist sind wir zwischen acht und neun Stunden täglich dort, wenn überhaupt sind wir so lange nur noch in den eigenen vier Wänden, aber da kennen wir ja jeden oder sind häufig ganz allein. Ein weiterer Aspekt, der Liebe am Arbeitsplatz wahrscheinlich macht ist die Tatsache, dass man in der gleichen Firma oft die gleichen Interessen hat. Somit gibt es von vorn herein eine Gemeinsamkeit, die Gespräche fördert und einander verbindet.
Wie sollte man nun aber damit umgehen, wenn es passiert ist?
Auch wenn das jetzt sehr unromantisch klingt, man sollte trotz rosaroter Brille und Schmetterlingen im Bauch als erstes ganz objektiv betrachten, wie man mit der neuen Situation umgeht und vor allem, auch wenn das am Anfang niemand hören mag, was man tut, sollte es nicht funktionieren und man sich wieder trennen. Zu diesen Punkten gibt es zwar keine Musterlösungen, aber ein paar recht gute Anhaltspunkte: • Kein wildes Knutschen im Büro vor allen anderen. Das kommt nie wirklich gut an, kann Neid verursachen und hat auch im Business-Umfeld einfach nichts verloren • Erst wenn man sich relativ sicher ist, dass es mehr als nur ein wild-romantisches Strohfeuer ist, sollte man die Kollegen oder den Chef einweihen – bis dahin gilt: bei der Arbeit bitte „business-as-usual“ • Entschließt man sich, die Kollegen offiziell einzuweihen, sollte man den Chef nicht übergehen. Eine Liebe am Arbeitsplatz ist nicht überall gern gesehen, erfährt der Chef allerdings aus zweiter oder dritter Hand davon steht plötzlich auch die Vertrauensfrage im Raum • Am wichtigsten allerdings: Wenn man sich wieder trennt, muss klar definiert werden, wie man damit umgeht, ohne dass es die Zusammenarbeit beeinträchtigt. Schmerz, Kummer und Enttäuschung muss da hintenan gestellt werden. Wer sich das nicht sicher zutraut sollte sich gar nicht erst auf eine Liebe am Arbeitsplatz einlassen!
Die guten Seiten
Eine Liebe am Arbeitsplatz kann unglaublich beflügeln. Liebe beflügelt sowieso, aber der Reiz einer Liebe am Arbeitsplatz kann darüber hinaus noch mehr beflügeln. Am Anfang ist es neu und hat oft den Anschein des Verbotenen. Und gerade dieses Verbotene verdoppelt die Größe der Flügel schnell. Verstohlene Blicke, ein kleines aber süßes Geheimnis, so wird die Arbeitsroutine plötzlich wieder spannend. Auch Gemeinsamkeiten, die man bei vielen Dates immer mal wieder zwanghaft aber vergeblich sucht, sind einfach da. Man hat einen gemeinsamen Bereich, eventuell gemeinsame Ziele und manchmal auch gemeinsame Aufgaben.
Die Risiken
Doch genau diese auf den ersten Blick tolle Basis der Gemeinsamkeiten kann auch leicht zum Problem werden. Spätestens eine Stunde nach Dienstschluss sollte die Arbeit keinen Platz mehr in der Beziehung haben. Berufliches und Privates sollte in jedem Bereich getrennt bleiben. Sonst läuft man Gefahr, irgendwann in einem 24-stündigen Arbeitsumfeld zu leben. Außerdem sollte man sich gegenseitig Freiräume gönnen. Arbeitet man zusammen und teilt dann auch noch Tisch und Bett besteht immer das Risiko, sich irgendwann nichts mehr zu sagen zu haben. So schön der beflügelte Berufsalltag auch war, so schwer kann er werden, wenn die Liebe erloschen ist. Plötzlich hat man nicht nur Liebeskummer, nein, man kann sich nicht mal aus dem Weg gehen, um diese Zeit zu erleichtern. Hier gilt als oberstes Gebot: Der gute berufliche Umgang und ein professionelles Zusammenarbeiten dürfen nie leiden. Egal wie verletzt man ist, lässt man es im Job aus leidet man nicht nur selbst, sondern plötzlich ist das ganze Team in einen Kampf verwickelt, den es nicht verursacht hat. Das ist nicht nur kindisch, sondern auch unfair!
Wenn es keine Liebe ist – die Affäre am Arbeitsplatz
Nicht immer muss es gleich die große Liebe sein, manchmal reicht auch eine sexuelle Anziehung aus, um über das Berufliche hinaus Interesse an einem Kollegen oder eine Kollegin zu entwickeln. Grundsätzlich gilt hier das Gleiche wie bei der Liebe. Man sollte sich über mögliche Konsequenzen im Voraus einigen, klare Verhaltensregeln aufstellen und bei einer Affäre die Kollegen und das Arbeitsumfeld nicht mit rein ziehen. Gerade das Geheimnis, täglich miteinander zu arbeiten, ohne dass jemand merkt, was einen über den Job hinaus verbindet, kann sehr reizvoll sein und die prickelnde Affäre noch prickelnder machen.
Fazit
Liebe am Arbeitsplatz – wunderschön und potentiell gefährlich. Nur wer sich stark genug fühlt, auch eventuellen Kummer professionell zu bewältigen, sollte sich auf eine Liebe oder Affäre am Arbeitsplatz einlassen. Fair-play ist dabei das Allerwichtigste. Nicht nur auf Kollegen, sondern auch auf den Partner sollte man Rücksicht nehmen. Berufliches und Privates muss getrennt werden, denn private Differenzen dürfen die Arbeit ebenso wenig beeinflussen wie berufliche Differenzen das Privatleben.
Neben ihrer Tätigkeit für das BRNY Magazine ist Katharina nicht nur in einem Verlag tätig, sondern studiert ebenso fleißig Psychologie. Wohnhaft in Wien versorgt sie die Leser regelmäßig mit spannenden Beiträgen, wie etwa über die fesselnde Lust des Bondage.