Katharina Heder

Digital Media Manager & Strategist, Wurster Nordseeküste

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Die Handball-WM 2019: Fragwürdige Planungen

Am Donnerstag gab der Deutsche Handballbund (DHB) die ersten Details zum Konzept der WM 2019 bekannt. Bereits in den Vorwochen waren Details wie die Zusammenarbeit mit Dänemark bekannt geworden.

So wurde in Windeseile eine Homepage programmiert, welche die wichtigsten Eckpunkte der Bewerbung mit dem Titel Come together zusammenfasst.

Die Spielstätten: Zwei Mal Dänemark, sechs Mal Deutschland

Die wichtigste Frage war bislang, wo man überhaupt spielen wird. Dabei erlebt man eine erste etwas größere Überraschung: Während Hering und Copenhagen als Spielstätten absehbar waren, stehen auf deutscher Seite München, Mannheim, Köln, Berlin, Hamburg und Kiel auf dem Zettel.

Für jeden eingefleischten Handballfan fehlen dort einige Stationen und so muss man sich fast wundern, was München mit Handball zu tun hat. Natürlich ist eine WM auch immer die Chance, eine Sportart in Regionen zu bringen, wo diese weniger stark vertreten ist. Das Sinnbild für ein deutsch-dänisches Come Together ist seit Jahren Flensburg, was gar keine Berücksichtigung fand.

Dies erklärt sich in erster Linie aufgrund der Hallengröße. So hat man ausschließlich größte Hallen wie die o2World in Berlin und Hamburg, die SAP-Arena in Mannheim und die Sparkassenarena in Kiel berücksichtigt. Ob die mindestens 13.000 Plätze pro Halle jedoch auch wirklich ausverkauft sein werden, darf man durchaus hinterfragen.

Erinnert man sich an die spanische WM und die Leere so mancher Halle, dann wäre es vielleicht besser gewesen, anders zu planen, und damit eben auch Städte wie Flensburg berücksichtigen zu können.

Der Spielmodus: Zwei Mal Köln und Mannheim, ein Mal Kiel, München, Hamburg und Berlin

Mindestens genauso wichtig wie das Wo ist das Wie. Der Modus ist vorgegeben, und während man sich in Dänemark auf Herning und Kopenhagen fokussiert, reist man in Deutschland durch die ganze Republik, und nicht immer erschließt sich das Konzept.

Come together meint im Geschäftsgebaren das Zusammenkommen an einem bestimmten Ort, um sich kennenzulernen. Insofern muss man sich fragen, inwieweit das Motto durch die Auswahl der Spielstätten wiedergegeben wird. Denkbar wäre beispielsweise ein Aufeinanderzuspielen von Kopenhagen und Hamburg mit Zwischenhalt in Herning, Aarhus und Kiel zum Treffen in Flensburg gewesen. Diese Überlegung lag scheinbar nicht im Sinn der Ausrichter.

Die Auswahl der Städte und der damit verbundene Spielmodus orientiert sich vor allem an der Infrastuktur. Es sind große Städte, die gut durch internationale Flughäfen erreichbar sind. Köln, Hamburg, Berlin und München bieten direkt Interkontinentalflüge an, Kiel und Mannheim sind von Hamburg bzw. Frankfurt aus gut zu erreichen. Ob dies nun wirklich das Kriterium sein sollte, anhand man den Modus und die Städte festlegt, sei dahingestellt.

In jedem Fall können die deutschen Fans bereits jetzt auf ein Quer-durchs-Land-für-Handball-Ticket seitens der Deutschen Bahn hoffen, denn von Berlin nach München und über Mannheim und Köln nach Hamburg braucht es doch etwas mehr als gute Sitzmuskeln.

Die Gesichter der WM: Paul Drux und Katrin Müller-Hohenstein

Jedes große Turnier braucht ein Maskottchen und eine Person, welche als Symbol für das Event steht. Im vorliegenden Fall - und da darf man schon überrascht sein - entschied man sich mit Paul Drux für einen Nachwuchsspieler. Anstelle der im Handball als Moderatorin etablierten Anett Sattler, die gerade als drittbeste Moderatorin durch die Sportler gewählt wurde, entschied man sich für ein Gesicht, das mit Handball wenig zu tun hat: Katrin Müller-Hohenstein.

Diese Wahl muss jeden Handballfan verwundern. Anett Sattler, die jedem Fernsehzuschauer durch ihr jahrelanges Engagement bei Sport 1 (vormals DSF) bekannt ist, wurde gegen eine unbekannte Person ausgetauscht. Auch hier muss man die Frage stellen: Wem dient es?

Will man die größten Hallen der Republik füllen, macht es vielleicht nicht ganz so viel Sinn, wenn man auf diejenigen, die den Sport tragen, verzichtet.

Gleiches gilt auch für die Auswahl von Paul Drux: Das Hanningsche Konzept 2020 ist schön und gut. Paul Drux ist für die Berliner eine wichtige Säule, auf der man die Leistung aufbauen möchte. Gleichwohl hätte man eher einen der Goldjungs von 2007 erwartet. Insbesondere Stefan Kretzschmar, der sehr viel für den deutschen Handball tut und auch über die deutschen Grenzen hinaus ein Begriff ist, wäre vielleicht die bessere Besetzung gewesen.

Fazit: Viele Fragen und wenig Antworten

Manche Dinge an dem Konzept erscheinen in der aktuellen Fassung wirklich fragwürdig. Man stößt sich gegenwärtig an vielen Ecken und es wird abzuwarten sein, ob diese künftig etwas runder werden, wenn mehr Einzelheiten zu den bislang feststehenden Details bekannt werden.

Sicher wird vor allem die anstehende Europameisterschaft im Januar in Dänemark Aufschluss über das Funktionieren eines solchen Konzepts geben können. Für Bernhard Bauer und Bob Hanning als für die Bewerbung Verantwortliche bleibt zu hoffen, dass die Erwartungen erfüllt werden und die Fans das Konzept akzeptieren.

Ob man damit an die WM 2007 anschließen kann, bleibt ebenso abzuwarten wie die Frage, ob das Konzept tragfähig ist oder Nachbesserungen benötigt. Aktuell wünscht man allen Beteiligten viel Glück für die Bewerbungsphase. Für den Handball in Deutschland und dessen Image wäre der Zuschlag wichtig.

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