Katharina Heder

Digital Media Manager & Strategist, Wurster Nordseeküste

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Der (bereits erfolgte) Aufstieg der DJK Rimpar Wölfe

Mythos vs. Spekulationen vs. Hoffnung

Die Saison 2014/15 biegt auf ihre Zielgerade: Die Auf- und Abstiegskämpfe in der ersten wie zweiten Liga sind in vollem Gange. Inmitten dieses Durcheinanders steht ein kleines Dorf. Rimpar. Nahe Würzburg in den Weiten der fränkischen Berge und Täler gelegen.

Was klingt wie Asterix, weist eine ähnliche Erfolgsgeschichte auf, die erklärt, wofür Sport steht und warum auch ein angeschlagener Handball in Deutschland Menschen begeistern kann.

Sturm im Wasserglas oder die Ruhe vor dem Sturm

Beginnen muss man mit einer Freundschaft, die vor über 20 Jahren ihren Anfang nahm. Irgendwann zwischen E und C Jugend trafen die Hauptakteure aufeinander, das Leben ließ sie auseinander gehen und die Freundschaft führte sie erneut zusammen. Der Eine sammelte Erfahrungen in der ersten Liga, der Andere in der Zweiten, der Rest führt ein nicht ganz unbeachtetes Dasein in der Provinz.

Vor einigen Jahren - sagen wir mal als die Wölfe Teil der bayerischen Bezirksoberliga waren - kam man zusammen und nahm sich vor, gemeinsam das Projekt voranzubringen. Dafür wechselten nicht nur die Freunde aus Kindertagen wieder nach Rimpar zurück. Neue Gesichter kamen hinzu und ergänzten den Freundeskreis. Das kann als das viel gesuchte Geheimnis des Vereins gelten: Freundschaft bindet Spieler, Ehrenamt und alle Teile des Vereins gemeinsam in der Umsetzung eines Ziels zusammen.

Der Spaß, den Freunde miteinander haben, die kindliche Unbeschwertheit, wenn man Sport treibt, und der Wille, sich zu beweisen, trug die Wölfe in den ersten Wochen an die Tabellenspitze der zweiten Liga. Im Vorjahr vermied man nur knapp den Abstieg. Umso spannender, dass nun der Aufstieg kurz bevor steht.

Seit Weihnachten erfahren die Spieler ungewohnte Aufmerksamkeit. Viele Medien sind auf das Team aufmerksam geworden, die Vereine der Liga fragten sich, was auf einmal vor sich gehe, und im Schatten dieser Aufmerksamkeit arbeitete das Team unter Führung von Trainer Jens Bürkle, bereits in der vergangenen Saison als Trainer des Jahres ausgezeichnet, und Daniel Sauer, ein innovativer Manager, der neben der Profikarriere an seiner Doktorarbeit schrieb und den Verein in den vergangenen Jahren prägte, mit Hochdruck an den nächsten Schritten.

Die Spieler, allen voran Kapitän Stefan Schmitt und sein Stellvertreter Sebastian Kraus, blieben dabei ruhig. Aufstieg? Das war auch Ende Janaur in Rimpar noch kein Thema. Der Fokus - das ist vor allem der Erfahrung des Teams neben Sauer und Bürkle zu verdanken - liegt auch künftig auf der Liga.

Warum Rimpar bereits jetzt gewonnen hat - und nicht nur sportlich aufgestiegen ist

Dabei leckten auch überregionale Medien langsam die Münder: So befasst sich unlängst die Süddeutsche Zeitung in einem längeren Beitrag mit der DJK Rimpar Wölfe.

Dabei wird klar wie viel Bodenständigkeit in Rimpar vorherrscht: Alle Spieler sind berufstätig oder studieren. Sport ist zwangsläufig Nebensache, denn der Etat von 600.000 Euro gibt ein anderes Handeln nicht her.

Davon zeugte auch das unlängst durchgeführte Crowdfunding bei den Fans. Zweck dahinter: Den Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs auch künftig als Hauptsponsor präsentieren zu können. Dafür ziehen dann gern auch sechs Spieler blank - und das nicht nur sprichwörtlich.

Führt man diese Chronologie zu einem vorläufigen Fazit - die Saison ist ja noch nicht ganz zu Ende - so ist die DJK Rimpar Wölfe bereits aufgestiegen. Jeder Spieler, jeder Fan, jeder Teil des Vereins hat in dieser Saison so viel mehr erfahren dürfen als nur den Aufstieg einer Mannschaft, die darauf hingearbeitet hat. Rimpar beschreitet einen Weg, der in Deutschland bislang einzig den Füchsen Berlin gelang: Aus dem Nichts wird eine Mannschaft aufgebaut, die nicht durch Vollprofis und teure Verpflichtungen glänzt, sondern aus sich selbst heraus lebt.

Vergleiche mit dem Wunder von Berlin sind zu früh, dennoch muss man einen Wandel manifestieren, der bereits in Vollzug ist: Der Imagegewinn des Vereins, das Anwachsen des medialen Interesses und die Selbstvermarktung tragen erste Früchte. Gemessen an anderen Aufsteigern steht seit Wochen und Monaten kein anderer Verein derart im Fokus wie die Ausnahme der Regel.

Es bleibt allen Beteiligten zu wünschen, dass diese Geschichte und dieser Erfolg nicht mit dem erreichten Saisonziel - Klassenerhalt - zu Ende ist. Bleiben wir bei den Galliern und wünschen Verein und Spielern die Reise nach Kiel, was dem antiken Rom im Handball entspräche.

Man ist geneigt, das Wunder mit zu erleben, weil es im Sport nicht mehr viele dieser Geschichten gibt und die Freude daran das ist, wofür Rimpar steht: Spaß am Sport, Freundschaft und dieses Gefühl von kindlicher Unbekümmertheit, während sie das tun, was sie lieben - Handball spielen.

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