Wie viele Apps besitzt dein Smartphone, die du wirklich benutzt und nicht nur besitzt, weil sie gelegentlich zum Einsatz kommen? Bei mir sind es wohl neben Standardfunktionen - Karten, Telefon, SMS, E-Mail, Browser - etwa sechs. Installiert habe ich etwa 50. Irgendwann habe ich auch mal ein Buch auf dem iPhone gelesen (sic!). Bei Fachbüchern macht sich das etwas unbequem und meistens brauche ich dann mehr als ein Smartphone, um zB Notizen zu machen.
Schaut man sich die aktuelle Applandschaft an, müsste jeder zahlreiche Apps installiert haben, die er zwar irgendwie schon nutzt, aber eben auch nicht richtig. Die Diskussion, ob Snapchat nun der neuste Trend ist oder es schon wieder vorbei ist, findet aktuell im Off der Medienwahrnehmung statt. Dort tobt ein neues Phänomen: Periscope. Hochwertige Livestreams im do it yourself Prinzip, welche ein umfangreicheres Programm als Fernsehen - und dazu noch ungeschnitten - erlauben. Dabei könnte auch dafür ein ähnliches Schicksal gelten: Hypen wir uns also zu Tode?
Das Phänomen in der KurzbeschreibungLive fast, die young könnte das Prinzip der meisten Apps sein. Dabei erleben die wirklich erfolgreichen Apps einen starken Zuspruch zu Beginn und haben eine kurze Lebensphase. Aktuelles Beispiel dafür: Secret wird allem Zuspruch zu Beginn zum Trotz der App eingestellt.
Das Gegenbeispiel liefert Johnny Haeusler für YO!. So erhalte die App dank Apple Watch nun endlich einen Mehrwert aus seiner Sicht. Dabei argumentiert er über das Zusammenwirken der Kommunikation ohne Inhalt (Link zu Yo Swarm Whatsapp artikel) und den Impuls am Handgelenk. Apps haben also unterschiedliche Entwicklungen und trotzdem ein Problem: Ihre Halbwertzeit.
Snapchat als Erfolgsgeschichte?B.J. Mendelson schreibt in seinem Beitrag für den Observer genau darüber: Glauben wir den Snapchathype eigentlich selbst noch oder sitzen wir eine groben Fehlinterpretation auf? Dabei verweist Mendelson vor allem auf den amerikanischen Markt, wo Studien ergeben haben, dass ein Wachstum quasi nicht mehr möglich ist.
Gleichzeitig erwähnt er die Schnelllebigkeit der Apps und führt an, dass amerikanische Teenage längst bei Kik oder Yik Yak angelangt sind, während die Werbeindustrie noch über Advertising bei Snapchat nachdenkt. Daraus leitet er zwei Kernbeobachtungen ab: Erstens wir haben keine Gewohnheitsapps. Wir wechseln sie gern und schnell. Zweitens Teenager nutzen doch noch Facebook und der Mythos, sie würden dies nicht tun, ist falsch.
Damit decken sich die Aussagen von Mendelson mit den Zahlen von Hanna Alvarez, die erklärt, warum Menschen über 25 Jahren ein Problem mit der Nutzung von Snapchat haben. In einem Test fand sie heraus, dass es bei Snapchat vor allem um Spaß an der Nutzung gehe. Genau aus diesem Umstand erklärt sich der sinkende Erfolg der App: Die Professionalisierung durch Werbeinhalte nimmt dem Netzwerk einen Teil seines Spaßes und der damit verbundenen Unabhängigkeit.
Das Ende von Snapchat ist nah?Wer jetzt glaubt, dass sich Snapchat von allein erledigen werde, sollte anerkennen, dass dies nicht der Fall ist. Zum Einen beziehen sich diese Aussagen und Daten vornehmlich auf den amerikanischen Markt. Zum Anderen zeugt es von einem Umstand, den man anders einordnen sollte: Social Media - gleich ob Apps oder auch stationär verfügbare Dienste - teilen sich nicht in horizontale Nutzergruppen. Sie bilden vertikale Gruppen aus, die anhand des Angebots sich dafür oder dagegen entscheiden.
Aus Sicht des Marketings bedeutet dies: Die eigene Zielgruppe sehr genau zu kennen und den Streuverlust als diejenigen, die ein Marketing aufgrund des gewählten Kanals ablehnen, einzuberechnen. Anders als bei Radio- oder TV-Werbung ist das Erreichen der eigenen Zielgruppe noch schwerer als bislang geworden. Deshalb ist Omnichannel das Buzzword 2015.