1 Abo und 5 Abonnenten
Artikel

"Jeder verliert mal"

Sie konkurrieren um Kunden, Projekte und Berufseinsteiger: Ein Gespräch mit den beiden Personalchefs von McKinsey und PwC.

DIE ZEIT: Die Wirtschaftsprüfung PwC verdient ihr Geld zunehmend mit Beratung - und wird für McKinsey zur Konkurrenz. Frau Raspels, haben Sie McKinsey mal bei einem Kunden ausgestochen?

Petra Raspels: Ja, haben wir.

Thomas Fritz: Ich kann mich nicht an jede unserer Projektausschreibungen erinnern.

Raspels: Es war ein großes Projekt, über das wir uns sehr gefreut haben. Man trifft sich ganz oft am Markt. Mein Gott, jeder verliert und jeder gewinnt mal, das gehört zum Spiel.

ZEIT: Wie viele Ihrer Kunden überschneiden sich?

Der 40-Jährige ist seit Januar Personalchef der Unternehmensberatung McKinsey in Deutschland

Fritz: Mir liegt keine Kundenliste von PwC vor, und ich hoffe, dass Sie auch keine von uns haben. Wir beraten 27 von 30 Dax-Konzernen. Wir haben zum Teil dieselben Kunden.

ZEIT: Laut Handelsblatt hieß es bei den großen Beratungen über das Vorpreschen der Prüfer zuletzt: "Die treffen wir nicht einmal im Markt." Hat sich die Konkurrenz so schnell zugespitzt?

Raspels: Das würde ich an deren Stelle auch sagen. Ich muss aber zugeben, dass uns in Deutschland der Aufkauf der Strategieberatung Booz im vergangenen Jahr einen großen Schub gegeben hat.

Fritz: Aus unserer Sicht hat sich die Konkurrenz nicht verschärft. Wir wachsen.

ZEIT: Bei welchen Ausschreibungen begegnen Sie sich denn?

Die 43-Jährige ist seit Juli Personalchefin der Wirtschaftsprüfung PwC in Deutschland

Raspels: Das sind eher die Strategieprojekte, die großen Digitalprojekte.

ZEIT: Ist das nicht ein Interessenkonflikt? Erst beraten Sie die Kunden bei ihrer Strategie, dann prüfen Sie ihre Bilanzen?

Raspels: Es gibt Kunden, die ganz bewusst sagen: PwC ist unser Prüfer, die laden wir gar nicht erst zu einer Ausschreibung ein. Es gibt aber Kunden, die gut finden, wenn wir sie im Rahmen der gesetzlich erlaubten Grenzen beraten, weil wir wissen, wie die Organisation tickt.

ZEIT: Auch für Ihre Mitarbeiter fischen Sie im gleichen Teich. Was machen Sie, wenn ein Bewerber ein Angebot von Ihnen beiden hat?

Fritz: Wir bieten Berufseinsteigern ein Paket an. Das ist nicht verhandelbar. Sonst wäre das unfair gegenüber einem Bewerber, der sich nicht noch zehn weitere Angebote besorgt.

ZEIT: Wie locken Sie den Absolventen bei PwC?

Raspels: Wir sagen: Wir sind in 161 Ländern aktiv. Unsere Mitarbeiter können sich immer wieder mit neuen Themen auseinandersetzen. Wir bieten viel Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort, und wir investieren viel in die Weiterbildung.

Zum Original