2 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Donald Trump: Drei Frauen fordern Kongress-Untersuchung gegen den US-Präsidenten

Als der demokratische Senator Al Franken vergangene Woche nach mehreren Belästigungsvorwürfen seinen Rücktritt verkündete, konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: Es sei schon bemerkenswert, dass er abtreten müsse während doch im Weißen Haus ein Mann sitze, der sogar auf Tonband damit geprahlt hat, dass Männer wie er Frauen ungestraft auch zwischen die Beine fassen können. 

Es war ausgerechnet US-Präsident Donald Trump, der sich in den Wochen zuvor auf Franken eingeschossen hatte. So hatte er ihn als "Al Frankenstein" bezeichnet - der Gipfel der Verlogenheit und ein großes Risiko für Trump.

Mehr als zwölf Frauen beschuldigen Trump der sexuellen Belästigung. Sie hatten ihre Vorwürfe schon im Wahlkampf erhoben. Der Skandal ist, dass diese Stimmen seit dem Wahlabend im Nichts verhallt sind. 

Aber während Trump nun auch noch den Senatskandidaten Roy Moore in Alabama unterstützt, der Minderjährigen nachgestellt haben soll, ergreifen endlich drei Frauen wieder das Wort gegen den US-Präsidenten. Sie haben viel zu lange geschwiegen.

Der oberste Voyeur

Jessica Leeds, Samantha Holley und Rachel Crooks erneuern ihre Vorwürfe, dass Donald Trump sie ohne Einverständnis geküsst, begrapscht oder beim Umziehen beobachtet haben soll. Sie sagen: Der oberste Voyeur des Landes müsse nach demselben Standard beurteilt werden wie etwa der frühere Hollywoodproduzent Harvey Weinstein; sie fordern eine Untersuchung durch den Kongress. 

Doch allein können die Trump-Opfer nichts erreichen. Vor allem, wenn die US-Regierung weiterhin argumentiert, allein die Wahl Trumps zum US-Präsidenten hätte die Anschuldigungen zu den Akten gelegt.

Am Sonntag dann der überfällige Bruch mit der bisherigen Linie: Die republikanische Uno-Botschafterin Nikki Haley forderte, die Anschuldigungen der Frauen gegen Donald Trump trotz seiner Wahl nicht zu ignorieren: "Wir alle sollten bereit sein, ihnen zuzuhören."

Niemand steht über dem Gesetz

Eine gewonnene Wahl ist kein Freispruch. Sie wäscht keine befleckte Weste weiß. Eine gewonnene Wahl zeigt nur, dass viele Wähler die Flecken auf der Weste nicht sehen konnten oder nicht sehen wollten. 

Deswegen müssen die Frauen wieder lauter werden und wiederholen, was sie erlebt haben. Wer von Trump als Lügnerin bezeichnet wurde, muss dagegen vorgehen. Wie Summer Zervos, die eine Verleumdungsklage eingereicht hat.

Noch argumentiert Trumps Rechtsabteilung, dass ein amtierender Präsident nicht vor einem staatlichen Gericht verklagt werden könne. Aber die Gegenseite macht auf den Obersten Gerichtshof aufmerksam, der sich 1994 mit einer Klage wegen sexueller Belästigung gegen Bill Clinton befasste. Damals entschieden die höchsten US-Richter, dass kein Mann über dem Gesetz stehe, auch nicht der Präsident der Vereinigten Staaten. 

Sollte der Richter Zervos' Klage zulassen, könnte es ungemütlich für Trump werden. Denn Zervos' Anwälte könnten weitere Opfer einladen. 

Man kann eine schmutzige Weste natürlich waschen. Aber dann schauen eben alle zu. Und das ist richtig so.


Zum Original