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Lebensmittel fair teilen

Das Team des Fair-teilers Bedburg-Hau.

Bedburg-Hau. Durchschnittlich 82 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr wirft jeder von uns weg. Damit landet der Inhalt zwei vollgepackter Einkaufswagen in der Tonne - und das, obwohl es in Deutschland auch Menschen gibt, die nicht genug zu essen haben. Diese Ungerechtigkeit war der Impuls für eine handvoll engagierter Bedburg-Hauer den Verein FAIR-teiler zu gründen. „Diesen Namen haben wir gewählt, weil er unsere Arbeit auf den Punkt bringt. Wir wollen Lebensmittel gerecht verteilen, damit auch diejenigen, denen es nicht so gut geht, etwas bekommen", sagt Klaus Schwering, ehrenamtlicher Helfer und Mitglied im Leitungsteam des FAIR-teilers.


Lebensmittel für Bedürftige

Zwei Mal in der Woche, dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 17 bis 19 Uhr, können Bedürftige aus dem Ort für einen Euro einen Einkaufsbeutel mit Lebensmitteln in dem kleinen Laden, den der Verein im Pfarramt der Sankt Markus Kirche eingerichtet hat, erwerben. Dafür klappern zwei ehrenamtliche Fahrer bereits um acht Uhr morgens Bäckereien, Discounter und Supermärkte ab und sammeln Spenden ein. Obst, Gemüse, Backwaren vom Vortag, Konserven, Nudeln, Reis, Süßigkeiten und allerhand weiterer Produkte kommen dabei zusammen. Eine Stunde bevor der Laden öffnet, sortieren ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die Waren. An diesem Donnerstagabend sind es Andrea Königs, Petra Reuvers und Ingeborg Look. Sie prüfen und sortieren die Lebensmittel. Petra Reuvers wischt die Ladentheke, verteilt Bananen, Äpfel und rote Zwiebeln in Körbe. Ingeborg Look portioniert Kartoffeln in kleine Tüten und Andrea Königs prüft das Verfallsdatum der Tiefkühlprodukte. Die Stimmung ist gut, die Frauen lachen, tauschen Neuigkeiten aus. Alle drei sind seit der Gründung 2010 dabei. „Ich komme ein bis zwei Mal im Monat. Die Arbeit macht mir Spaß und ich freue mich, den Menschen helfen zu können", sagt Petra Reuvers. Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, ist noch Zeit für eine gemeinsame Tasse Kaffee.


Der kleine Laden im Pfarramt

Um 17 Uhr trudeln die ersten Kunden ein. Klaus Schwering nimmt sie in Empfang. Er steuert den Kundenstrom. Immer nur zwei Kunden können gleichzeitig einkaufen, damit es übersichtlich bleibt und die Damen sich Zeit für jeden Kunden nehmen können. Wer gerade nicht an der Reihe ist, kann die Wartezeit mit Kaffee im Nebenraum überbrücken. Schwering ruft die Nummer eines Kunden auf. Jeder, der beim FAIR-teiler einkauft, erhält eine Kundenkarte mit Nummer. Die Kundenkarte stellt sicher, dass auch wirklich nur Bedürftige Lebensmittel erhalten. Mit einer blauen Tragetasche kommen die Kunden in den kleinen Laden, der vorher die Garderobe des Pfarramts war. Petra Reuvers führt die Liste über die Anzahl der Kunden und nimmt das Geld entgegen. Andrea Königs und Ingeborg Look bekommen den Beutel und packen diesen voll. Zwei Grundnahrungsmittel sind immer dabei. Dieses Mal sind es Milch und Margarine. Darüber hinaus können die Kunden mitnehmen, was sie möchten. Dabei gehen die Andrea Königs und Ingeborg Look auch auf die kulturell oder religiös bedingten Einschränkungen der Kunden ein. „Wir achten darauf, dass es Alternativen gibt, für diejenigen, die beispielsweise kein Schweinefleisch essen", sagt Königs. Die Kommunikation funktioniert immer, auch wenn jemand kein Deutsch spricht. Dann wird einfach auf das gewünschte Produkt gezeigt. Viele der Kunden sind Asylanten und haben Schwierigkeiten mit der deutschen Bürokratie. „Auch bei Anträgen oder Problemen mit Behörden helfen wir. Dafür sind während der Öffnungszeiten unsere Basisberater da. Wir möchten einfach für die Menschen da sein", sagt Margret Schild, die auch im Leitungsteam aktiv ist. Ein offenes Ohr und eine helfende Hand - das bietet der Fair-teiler an und hat so schon viele Stammkunden gewonnen.

Karolina Warkentin

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