Karin Kiefhaber (Geupel)

Crossmedia Journalistin, Politikredakteurin, Schönaich

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Merkel dämpft hohe Erwartungen der CDU

Besondere Genugtuung: Bundeskanzlerin Angela Merkel applaudiert Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (Mitte), daneben die Parteivizevorsitzenden Julia Klöckner und Thomas Strobl. Foto: dpa

Berlin - Freude pur im Konrad-Adenauer-Haus. Einen Tag nach der Landtagswahl im Saarland feierte die CDU in Berlin ihr Ergebnis. Beim Empfang der alten und wohl auch neuen saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer hat auch Angela Merkel das Wahlergebnis genossen - und vor zu großen Erwartungen gewarnt.

„Wir verlieren gemeinsam und wir gewinnen auch gemeinsam", sagte eine gelöst wirkende Angela Merkel am Montag nach der Saarlandwahl. Zuletzt musste die CDU-Vorsitzende bei Landtagswahlen meist Verluste für ihre Partei verkünden, für die sie oft auch selbst verantwortlich gemacht wurde. Umso mehr überwog bei der Bundeskanzlerin die Freude über das gute Ergebnis.

Dass das von ihrer Freundin Kramp-Karrenbauer eingefahren wurde, dürfte für Merkel eine besondere Genugtuung gewesen sein. Kurz vor der Wahl hatte es so ausgesehen, als könne es knapp werden für die CDU und eine erneute große Koalition. Letztendlich holten die Schwarzen im Saarland mit 40,7 Prozent sogar noch 5,5 Prozent mehr als bei der Wahl 2012. „Wenn das der Schulz-Effekt ist, dann können wir damit gut umgehen", scherzte Kramp-Karrenbauer deshalb bei ihrem Empfang in Berlin. Das extrem gute Ergebnis für ihre Partei habe sie dann aber doch selbst überrascht, gab die Saarländerin zu. Was der Grund dafür war, dazu gibt es in- und außerhalb der CDU verschiedene Theorien. Die SPD, allen voran ihr Kanzlerkandidat Martin Schulz, verwies am Montag auf den Amtsbonus von Kramp-Karrenbauer. Das allein ließen Angela Merkel und die amtierende saarländische Ministerpräsidenten aber nicht gelten. Sie sehen sich in ihrer „Politik der Mitte" bestärkt. „In dem Moment, in dem Martin Schulz grünes Licht für ein Linksbündnis gegeben hat, wurde deutlich, dass die Menschen im Saarland das nicht wollen", sagte Kramp-Karrenbauer.

Ein Sieg der Frauen

Annette Widmann-Mauz sieht die Wahl auch als Absage an einen männlichen Politikstil: „Es ist ein Sieg der Frauen", sagt die Vorsitzende der Frauen-Union. Annegret Kramp-Karrenbauer habe im Saarland bei Frauen überdurchschnittlich gepunktet. Damit habe sich ein gemäßigter Politikstil gegen alle Kraftmeierei durchgesetzt.

Vor allem in den letzten beiden Wochen vor der Wahl hatte die CDU im Saarland noch einmal ihre Anhänger mobilisiert. Wahlkämpfer zogen dabei von Tür zu Tür und versuchten auch die letzten potentiellen CDU-Wähler zu überzeugen. Mit einer neu entwickelten App konnten die jungen Wahlkämpfer dabei in interne Wettbewerbe ziehen, wer am meisten Türgespräche geführt hatte - offenbar mit großem Erfolg. „An rund 75 000 Haustüren haben wir geklingelt", sagte CDU-Generalsekretär Peter Tauber stolz. Nun werde geprüft, inwieweit man diese Strategie auch bei den anstehenden Wahlen einsetzen könne.

Inwiefern das Ergebnis schon Aussagen über den Ausgang der Bundestagswahl zulasse, darüber waren sich die CDU-Politiker noch nicht ganz einig. Unions-Fraktions-chef Volker Kauder wertet das Ergebnis als Nachricht, dass „gute Regierungschefs im Amt bleiben. Und Angela Merkel ist eine gute Regierungschefin", so Kauder. Die Frauen in der Union sind da vorsichtiger. „Freuen darf man sich, aber wir müssen jetzt auf dem Boden bleiben", sagte Julia Klöckner, CDU-Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz. Nun werde erst einmal ein Kloß nach dem anderen gegessen, „aber, nur damit das klar ist: Ich esse gerne Klöße", so Klöckner.

Auch Angela Merkel versuchte die Erwartungen zu dämpfen: „Jede Wahl steht für sich und die Situation im Saarland ist schon eine besondere", sagte sie. Für ihre Arbeit gelte, sich nicht nur auf das Erreichte zu verlassen, sondern dazu beizutragen, dass die Wähler ihr auch in Zukunft vertrauten. „Ich sage immer: Wir haben es in der Hand. Und der gestrige Tag hat mich darin bestärkt", so Merkel. Nun wartet am 7. Mai mit der Landtagswahl in Schleswig-Holstein der nächste Kloß auf die CDU.

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