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Berliner Entwickler wollen alle Grundschüler mit Mini-Computer versorgen

Mit dem kleinen Computer Calliope wollen Berliner Entwickler Grundschüler fit für die digitale Zukunft machen. Beginnt damit endlich die Zukunft in den Schulen?

Von Julius Betschka

Berliner Entwickler haben einen Mini-PC gebaut: Selbst programmierbar und für nur 30 Euro pro Gerät. Sie wollen mit dem kleinen Wunderding nicht weniger als die digitale Bildung revolutionieren. Der Plan: Der Calliope soll an alle etwa 800.000 Drittklässler in Deutschlands Grundschulen verteilt werden. Sie sollen damit Programmieren lernen.

Frida (10) sitzt mit ihren Freundinnen staunend vor dem Calliope: „Habe ich eine Zwei in der Mathearbeit?", fragt sie. Kurz zuvor hatten die Kinder das Gerät am Laptop selbst programmiert: in den Orakel-Modus. Der Calliope ist gnädig: Ein „Ja" erscheint auf dem LED-Display. Die Mädchen lachen und sind stolz auf ihr eigenes Mini-Orakel.

Neben ihnen steht die Berliner Design-Professorin Gesche Joost (42). Sie ist Deutschlands Digitalbotschafterin und einer der Köpfe hinter dem Calliope. Sie kämpft dafür, Grundschüler fit für die digitale Zukunft zu machen: „In Deutschland ist digitale Bildung bislang ein schwarzes Loch. Es gibt hier immer noch Menschen, die das alles für Teufelszeug halten." Dabei wird die Digitalisierung die Arbeitswelt der Zukunft bestimmen, so Joost. Sie will Kindern deswegen spielerisch die Grundlagen beibringen.

Unterstützung kommt von großen Unternehmen

Der Plan: Alle Drittklässler in Deutschland sollen einen eigenen Calliope bekommen. Die Unterstützung für das Projekt ist bereits riesig. Bei einem Crowdfunding sammelte Calliope innerhalb von vier Wochen 100.000 Euro ein, die Telekom-Stiftung und Internet-Riese Google unterstützen das Projekt.

Die Programmier-Möglichkeiten sind vielfältig: Der Calliope kann als Orakel, digitaler Würfel oder gar Tore-Zähler am heimischen Kicker-Tisch verwendet werden. „Wichtig ist uns, den Kindern frühzeitig beizubringen, ohne Angst mit der Technik umzugehen", erklärt Joost.

Im Saarland soll der Calliope nach einem erfolgreichen Pilotprojekt bereits landesweit eingesetzt werden und auch das Land Berlin habe Interesse geäußert.

Steuerung übers Smartphone

Der Calliope kommuniziert mit den Kindern. Dazu befindet sich in der Mitte des sternförmigen Gerätes eine LED-Matrix als Display. Außerdem hat das Gerät zwei Knöpfe als Eingabemöglichkeiten und diverse Steckmöglichkeiten für Erweiterungen wie Mikrofone oder Lautsprecher. Der Calliope verfügt über einen kleinen Prozessor und Bluetooth - er kann dadurch sogar direkt über das Smartphone programmiert werden. An den Laptop wird er über ein USB-Kabel angeschlossen. Eine extra Software ist für das Programmieren nicht nötig.

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