Juliane Großmann

Freie Journalistin, Illustratorin, Erfurt

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Selbstständigkeit - ein Hürdenlauf! Aber ich springe gerne!

Studierte, alleinerziehende und einfallsreiche Mittzwanzigerin und ihr Weg zum Ziel. Auf die Plätze, fertig los! Im Gegensatz zur Leichtathletik stehen im echten Leben aber die Hürden schon nach den ersten Metern und erscheinen manchmal unüberwindbar. Mein Motto: dann eben mit mehr Anlauf und noch mehr Sprungkraft!

Ich habe mich 2012 selbstständig gemacht, bin also jetzt im dritten Jahr. Angestrebt habe ich es nie, aber der Weg hat sich genau in diese Richtung geebnet. Ich habe spanische und italienische Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Augsburg studiert. Magister. Also ein Studiengang, der noch kein genaues Berufsbild zeichnet. Erste Hürde: die Frage was man später damit machen kann.

Ganz genau wusste ich es da noch nicht, aber ich wusste, dass ich schreiben will! Nach erfolgreichem Abschluss zog ich von Augsburg wieder zurück in die Heimat, war arbeitslos und auf der Suche. Nach einem Job und nach mir. Barriere Nummer 2: die Mitarbeiter des Arbeitsamtes fragten warum ich nicht nach München gegangen bin oder Berlin. Warum ich nicht Journalismus studiert habe. Der Markt wäre kein Guter, es ist schwierig etwas zu finden. Also Beine in die Hand und weiter.

Nach zwei Praktika (bei einem Magazin und einer Fernsehproduktionsfirma) bekam ich meinen Fuß in die BILD-Redaktion. Dort durfte ich ein weiteres Praktika absolvieren, um dann dort als Freie Mitarbeiterin anzufangen.

Da war ich, eifrig, voller Tatendrang und Lust endlich mehr zu sein als nur Praktikantin und bereit einen großen Schritt zu tun. Wirklich lange habe ich nicht mit der Entscheidung gehadert, hatte ich ja schon einen Auftraggeber sicher. Also leitete ich alle nötigen Schritte ein (Existenzgründerseminar, Gewerbeanmeldung,...) und....war ab September 2012 selbstständig. Als Freie Journalistin.

Selbstständig werden ist nicht schwer, ein Kurzstrecke ohne Hürde. Aber mit jedem gelaufenem Schritt schwingt die Frage mit: „War es richtig und bist du gut genug dafür?"

Ich habe kein Journalismus studiert, weil ich zu dieser Zeit nicht wusste, dass ich eben das machen will. Ich habe meine Studienfächer nach Interesse gewählt, nicht nach möglichen Berufschancen. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die schon zu Schulzeiten ein genaues Ziel vor Augen hatten und während des Studiums schon zig Praktika hinter sich gebracht haben, den ganz großen Plan immer vor Augen. Ich musste mich erst finden und habe die Zeit gebraucht. Fällt mir das jetzt auf die Füße? Möglich, weniger Erfahrung als andere, aber trotzdem genauso gut und motiviert. Ich bin in Erfurt, weil ich genau dort sein will. Von hier aus arbeiten kann. Von hier aus die Welt erobern kann. Weil ich gut bin und sich Gutes nun mal durchsetzt. Dass das nicht so einfach ist, merke ich aber auch jeden Tag! Da wären wir wieder bei den Hürden. Natürlich gibt es genug Menschen, die schreiben wollen und auch können. Das heißt aber nicht, dass dadurch kein Platz mehr für mich ist!

Am Anfang war es leicht für mich. Als Freie bei der BILD hatte ich gut zu tun. Aber ich habe auch gemerkt, dass ICH auf der Strecke geblieben bin, keine Zeit hatte mich weiterzuentwickeln. Als mir das klar wurde, kümmerte ich mich um mich. Neue Aufträge, neue Kunden. Und ich merkte, dass ich nicht nur Schreiben will, sondern auch Zeichnen. Das mache ich nämlich auch schon immer. Also gründete ich mein eigenes Label: LinienLiebe. So wurde die Journalistin auch zur Illustratorin, irgendwie auch Grafikerin. Eine Frau, die mit ihrem Stift gerne schreibt und zeichnet.

Macht es meine Selbstständigkeit jetzt leichter? Nicht wirklich. Noch mehr Dinge, die es zu supporten gilt, aber noch mehr Raum für meine Kreativität. Noch mehr ich. Eben mehr Marathon als Kurzstreckensprint. Durchhalten ist angesagt.

Ich bin nicht nur so oder so. Ich bin vieles und genau deswegen ist es richtig für mich selbstständig zu sein. Nine to five, nichts für mich. Die Freiheit genau das zu machen, was mich erfüllt, ist es, was mir gefällt. Eingezwängt in ein Zeitkorsett und stereotype Arbeitsabläufe würden meinen Geist und mein Schaffensprozess einsperren, geißeln. Natürlich zweifele ich oft, habe Angst, aber Gut Ding will Weile haben. Oft heißt es, dass die ersten drei Jahre die schwierigsten sind. Das würde ich unterstreichen. Das heißt also für mich, dass die Hürden weniger werden. Harte Arbeit und Wille zahlt sich aus. Weiterlaufen und wenn es sein muss noch höher springen. Ich kann etwas und deswegen habe und werde ich weiterhin Erfolg haben, um weiterhin so zu leben, wie ich das will: frei, kreativ, inspirierend.

Blogserie "Wagnis Selbstständigkeit"
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