Julian Weber

Freier Journalist, Heidelberg

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Fürchterliche Tat: Lange Haftstrafe nach Brandanschlag auf Ehefrau

Im Spätsommer 2016 attackiert ein Mann seine Ehefrau mit einer Machete, würgt sie und zündet sie an. Er steht vor dem Landgericht Darmstadt. Der Richter bezeichnet die Tat als fürchterlich, höllisch und grausam. Und fällt ein Urteil.

Von Julian Weber, dpa

Als sich seine Ehefrau von ihm trennen will, sieht der 41 Jahre alte Mann rot. Im Schlafzimmer der gemeinsamen Wohnung in Rüsselsheim schlägt er mit einer Machete auf sie ein, würgt sie bis zur Bewusstlosigkeit, übergießt sie mit Benzin und zündet sie an. Für diese brutale Attacke wurde der Mann am Mittwoch vom Landgericht Darmstadt wegen schwerer Körperverletzung und besonders schwerer Brandstiftung zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten verurteilt. 

«Der Angeklagte hat den Zugriff auf seine Frau verloren. Daraus hat er für sich die Konsequenzen gezogen, dass er alles unternehmen muss, um sie zurückzugewinnen», sagte der Vorsitzende Richter Volker Wagner in seiner Urteilsbegründung. Damit habe er sich in eine Sackgasse manövriert, aus der er nicht mehr hinausgekommen sei. 

Zunächst sei der Mann mit einer Machete auf seine Frau losgegangen, und sie dabei am Arm verletzt. Danach habe er sie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Als sie wieder zu sich gekommen sei, habe er sie mit Benzin übergossen und angezündet. Der Mann habe die Schlafzimmertür von außen zugehalten, dann aber die am ganzen Körper brennende Frau doch noch gelöscht. 

Das Opfer überlebte den Angriff nur knapp. Die 39-Jährige sitzt heute in einem Rollstuhl, den Prozess hat sie als Nebenklägerin verfolgt. Ihr Körper ist von den schweren Verbrennungen gezeichnet - am Kopf, im Gesicht, an den Armen, an den Händen. Ihre Finger wirken verkrüppelt und steif. Nach der Attacke lag sie 53 Tage im Koma, und musste mindestens 24 Mal operiert werden. 

Schmerzfrei leben kann sie vermutlich nicht mehr, das wurde während des Prozesses deutlich. «Die Folgen Ihrer Tat sind fürchterlich. Sie haben ihre Frau so zugerichtet, weil sie es nicht haben konnten, dass sich Ihre Frau von Ihnen trennt», sagte Wagner in Richtung des Verurteilten. 

Als das Urteil verkündet wird, ist die Frau gefasst. Danach sagte sie: «Im Endeffekt ist es egal, wie lange er ins Gefängnis muss, ich bin gekennzeichnet. Trotzdem bin ich stark, auch wenn man es mir nicht mehr ansieht.» 

Mit dem Urteil nähert sich das Gericht der Forderung der Anklage an, die in ihrem Schlussplädoyer die Höchststrafe von 15 Jahren gefordert hatte. Staatsanwalt Nico Kalb ist mit dem Urteil zufrieden: «Unsere Aufgabe ist es, Täter wie diesen nachhaltig zu stoppen. Das Gericht ist dem gefolgt.» Die Verteidigung, die einen Freispruch forderte, war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen,

Während der Verhandlung leugnete der Angeklagte die Vorwürfe. Über seinen Anwalt ließ er eine Version mitteilen, die ganz anders klang als die Anklage: Seine Frau sei drogenabhängig gewesen. Den Brand habe sie selbst verursacht, das Feuer habe sich unkontrolliert ausgebreitet - es sei ein Unfall, den sie ausgelöst habe. 

Richter Wagner gab dem Verurteilten zum Abschluss des Prozesses noch einen Rat: «Wenn Sie noch ein klein wenig Respekt haben, sollten Sie sich - auch für Ihr zukünftiges Leben - überlegen, ob Sie sich Ihre eigene Schuld nicht eingestehen. Es liegt an Ihnen, zu den Folgen Ihrer Tat zu stehen.»

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