Julian Weber

Freier Journalist, Heidelberg

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Die Heidelberger Bahnstadt kann zum Vorbild werden

Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter informierte sich gestern über die Bahnstadt, unter anderem begleitet von Oberbürgermeister Eckart Würzner (l.) und dem Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck (2. v. r.). Foto: Philipp Rothe

Staatssekretärin Schwarzelühr-Sutter zeigte sich beim Rundgang beeindruckt – Bisher kamen 14,9 Millionen aus dem Bund-Länder-Programm zusammen

Von Julian Weber

Heidelberg - Die Bahnstadt wächst und wächst, überall wird in dem neuen Stadtteil gebaut. In diesem Jahr sollen einige Projekte fertig werden, zum Beispiel das Bildungs-, Betreuungs- und Bürgerhaus "B3" oder Teile der Straßenbahntrasse. Finanzielle Unterstützung für die Bahnstadt kommt auch aus Berlin: Im Rahmen der Städtebauförderung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sind schon Millionen von Euro in den neuen Stadtteil geflossen. Am gestrigen Montag informierte sich die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesbauministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, über den Fortschritt in der Bahnstadt.

Auf einer Runde durch den neuen Stadtteil besichtigte die SPD-Politikerin unter anderem den Bahnhofsvorplatz Süd, den Zollhofgarten, die Arbeiten für die neue Gleistrasse und die Grüne Meile. "Durch die Städtebauförderung entsteht ein lebendiges Stadtquartier mit eigener Identität in zentraler Lage, das mit seinem Energiekonzept auch beim Klimaschutz wegweisend ist. Mit der Bahnstadt setzt die Stadt Heidelberg wirklich Standards, ich bin sehr beeindruckt", sagte Schwarzelühr-Sutter. Vor allem die Mischung aus Wohnen, Forschen, Arbeiten und Freizeit sei besonders gelungen und könne so auch zum Vorbild für andere Kommunen werden.

Die Bahnstadt wird seit 2005 aus dem Bund-Länder-Programm "Stadtumbau-West" gefördert, bisher mit 14,9 Millionen Euro. Im Oktober hat die Stadt Heidelberg weitere Fördermittel beantragt, nochmals 1,02 Millionen Euro. "Das Geld ist gut angelegt: Wir finanzieren damit zum Beispiel den Ankauf von Grundstücken, den Abbruch der alten Gebäude oder die innere Erschließung des Stadtteils", sagte der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck. Das Förderprogramm wurde 2004 von der Bundesregierung aufgelegt und hat die Herstellung nachhaltiger städtebaulicher Strukturen zum Ziel. Bisher werden fast 500 Kommunen unterstützt.

"Die Bahnstadt entwickelt sich fantastisch. Die Städtebauförderung ist dabei ein ganz besonderer Impuls. Die großzügige Förderung des Bundes und des Landes zeigt uns auch, dass wir mit unserem städtebaulichen Konzept auf dem richtigen Weg sind", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner. Während des Rundgangs durch die Bahnstadt übte der OB aber auch Kritik, zum Beispiel an Heidelbergs Dauerthema: dem Lärmschutz. "Wenn man in einem urbanen Stadtteil lebt, muss auch die Akzeptanz für eine gewisse Lärmimmission da sein. Wenn ich mich abends auf der Terrasse eines Restaurants unterhalten will, ist das durch die Grenzwerte aber schon zu laut", so Würzner.

Im Fokus des Rundgangs standen viele Projekte, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. "Wir haben gerade so etwas wie Halbzeit. Ein Teil der Bahnstadt ist bereits fertiggestellt, aber viele Gebäude sind auch noch in der Bauphase oder werden gerade erst geplant", erklärt Gerald Dietz, der Leiter der Geschäftsstelle Bahnstadt. Das "B3" soll zum Beispiel in diesem Herbst fertig werden, pünktlich zum Schuljahresbeginn 2017/18. Der Gebäudekomplex ist für Menschen aller Altersklassen konzipiert: Neben einer dreizügigen Grundschule mit Sporthalle gibt es eine Kindertageseinrichtung mit vier Gruppen sowie ein Bürgerzentrum mit öffentlichem Café, Mehrzweckräumen und einem Bürgersaal. Zeitgleich wird der Gadamerplatz rund um das Gebäude fertig - inklusive Spiellandschaft.

Durch die Straßenbahnanbindung soll das zukünftige Herz der Bahnstadt auch näher an den Rest Heidelbergs rücken. Am Gadamerplatz halten in Zukunft die Straßenbahnlinien 22 und 26. Ein Teil der Gleise wurde bereits verlegt, bis Ende des Jahres soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen werden. Ab Dezember soll die Linie 22 dann mit geänderter Streckenführung wieder in Betrieb gehen. Von Eppelheim kommend fahren die Bahnen durch die Bahnstadt und über die Kurfürstenanlage zum Bismarckplatz. Der zweite Teil der Baumaßnahme, der die Straßenbahnlinie 26 betrifft, wird 2018 fertiggestellt. Zwei weitere Projekte sind gerade noch in der Anfangsphase. Der Bau des Nahversorgungszentrum "Westarkaden" wird laut Dietz in den nächsten Wochen beginnen. Außerdem wird Anfang Mai ein Preisgericht die Siegerentwürfe für den Bahnhofsvorplatz Süd küren, der Architektenwettbewerb startet in dieser Woche.

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