Julian Budjan

Freier Journalist, Düsseldorf

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Der Bremer Wille gewinnt

Beim 2:1-Sieg Werder Bremens beim FC Schalke 04 spielen die beiden Torhüter eine entscheidende Rolle. Die Norddeutschen siegen erstmals seit Anfang Dezember und verlassen die Abstiegsplätze. Schalke verpasst dagegen den Sprung auf Platz zwei.

Dass in einem Spiel drei Tore fallen und bei allen diesen Treffern den Torhütern die Hauptschuld zuzuschreiben ist, gibt es auch nicht alle Tage in der Fußball-Bundesliga. Gut für Werder Bremen und schlecht für Schalke 04, dass ausgerechnet der eigentlich so verlässliche Ralf Fährmann, für den viele Experten der Fußballbranche seit Monaten einen Platz im WM-Kader Joachim Löws fordern, einen noch schlechteren Tag als sein Gegenüber Jiri Pavlenka im Werder-Tor erwischte und sich gleich zweimal geschlagen geben musste.

Über sein erstes Gegentor sagte Fährmann später reumütig: "Es tut mir leid, dass ich Bremen zurück ins Spiel gebracht habe, das war mein Fehler." Er gab aber auch zu, nach "ein paar Bierchen" könne er sicher gut schlafen. So gelang es den Hanseaten in der Schlussviertelstunde, das Spiel noch zu drehen und den ersten Sieg im sechsten Spiel zu holen. Außerdem verlässt Bremen dank der gleichzeitigen 0:2-Niederlage des FSV Mainz 05 gegen den FC Bayern zum ersten Mal in diesem Jahr die Abstiegsplätze, Schalke verpasst dagegen den Sprung auf Platz zwei.

Dabei sah es lange Zeit sah es so aus, als ob die Königsblauen das Spiel im Griff hätten, ohne aber Bremen, das mit einer massierten Defensive agierte, gefährlich zu werden. Doch dann patzte der in dieser Saison eigentlich ebenfalls souverän spielende Werder-Torwart Jiri Pvalenka in der 24. Minute: Als Jewgeni Konopljanka nach einem Solo von der Strafraumgrenze abzog, ließ der Tscheche den ungefährlichen Ball durch die Hände gleiten. Die Bremer spielten mit ihrem Rekordtransfer Milot Rashica von Beginn an. Das für rund sieben Millionen Euro von Vitesse Arnheim verpflichtete Talent aus dem Kosovo sollte auf der rechten Seite die Werder-Offensive beleben, hatte aber wenig gelungene Aktionen.

Werder hatte einen Torhüter, der nur ein- und nicht zweimal danebengriff 

Leon Goretzkas Einwechslung zur Halbzeitpause wurde mal wieder von Pfiffen begleitet, aber sie belebte das Offensivspiel von Schalke ungemein. Es ergaben sich gleich mehrere Torchancen für die Hausherren. Pavlenka hatte seinen Fehler offenbar verdaut und rettete in kurzer Zeit bei einer Doppelchance von Amine Harit und Max Meyer (52.) sowie einem Schuss von Franco Di Santo (53.). Doch Bremen kämpfte, war zwar offensiv völlig harmlos, erzwang aber am Ende eine Schlussviertelstunde voller glücklicher Momente.

Zunächst sah Schalkes Matija Nastasic wegen wiederholten Foulspiels (78.) die Gelb-Rote Karte; dann ließ Fährmann den anschließenden Freistoß von Ludwig Augustinsson nur nach vorne abklatschen, Kruse sorgte im Nachsetzen mit seinem fünften Saisontor für das 1:1. Danach setzt Schalkes Winterneuzugang Marko Pjaca einen Freistoß nur gegen den Pfosten und schließlich grätscht der eingewechselte Zlatko Junuzovic in der Nachspielzeit den Ball ins Tor und sorgt für kollektives Jubeln bei den Gästen.

Fährmann war während eines genialen Lupfers von Johannsson aus dem Kasten gelaufen, hatte Passempfänger Johannes Eggestein umgerannt, doch der Schiedsrichter ließ Vorteil laufen und Junuzovic war zur Stelle. Diese Szene stand stellvertretend für das ganze Spiel. Bremen hatte eigentlich schlechter gespielt, aber einen größeren Willen als Schalke gezeigt, auch SVW-Coach Florian Kohlfeld sagte: "Am Ende haben wir das uns durch unseren Einsatz verdient." Und Werder hatte eben einen Torwart, der nur einmal danebengriff.

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