Julian Budjan

Freier Journalist, Düsseldorf

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Überraschend wach

Der Club ist unterlegen, gewinnt aber dennoch 2:1 gegen Dresden. Den Ausschlag gibt, dass die beiden Stürmer, Mikhael Ishak und Cedric Teuchert, treffen. Gemeinsam erzielten sie nun 14 von 26 Nürnberger Toren.

Uwe Neuhaus, der Trainer von Dynamo Dresden, war sauer. Auf der Pressekonferenz warf er seinem Gegenüber Michael Köllner unfaires Verhalten vor, dieser habe bei einem Einwurf für Dynamo kurz vor Spielende den Ball nicht präzise genug den Dresdnern wieder zugespielt und so absichtlich das Spiel verzögert. So gab es am Ende auch keinen Handschlag für Köllner. Vielleicht war Neuhaus aber auch einfach frustriert darüber, dass der 1. FC Nürnberg, obwohl spielerisch deutlich unterlegen, am Ende mit drei Punkten dastand.

Sieben Minuten waren erst gespielt im Max-Morlock-Stadion, da überraschte Nürnberg Dresden mit einem einstudierten Eckball: Hanno Behrens ließ den Ball durch, und der freistehende Mikael Ishak musste in der Mitte nur noch einschieben. Der Schwede hat jetzt sechs Spiele in Serie getroffen, das 1:0 war sein achtes Saisontor. Doch nach der frühen Führung verloren die Nürnberger genauso überraschend die Hoheit über die Partie. Dresden rannte wütend an, ein ums andere Mal. Andreas Lambertz setzte einen Kopfball an den Pfosten (29.), schon zuvor hatte Dynamo zahlreiche Chancen. Der FCN wirkte schläfrig in den Zweikämpfen, bei Balleroberung schaltete das Team zwar wie gewohnt um, doch die Zuspiele in die Spitze waren häufig zu unpräzise. Nach einer halben Stunde zählte die Statistik 30 Fehlpässe.

"Wir hatten viele Leichtsinnsfehler im Spielaufbau", kritisierte der verletzte Sebastian Kerk schon in der Halbzeitpause, er fügte aber an: "dafür die klareren Torchancen". So lief Cedric Teuchert frei auf Dynamo-Keeper Schwäbe zu - als er auf Ishak querlegen wollte, wurde sein Zuspiel geblockt (34.). Fünf Minuten später verhinderte nur der zweimal stark parierende Schwäbe (gegen Teuchert und Kevin Möhwald) das zweite Tor für Nürnberg. Trotzdem war Dresden spielerisch überlegen, auch in der zweiten Halbzeit spielte sich die Partie meist in der Spielhälfte der Hausherren ab.

Teuchert und Ishak erzielten nun 14 von 26 Club-Treffern

Bei einer Flanke in den Nürnberger Strafraum schubste Valentini dann den eingewechselten Dresdner Erich Berko leicht, Schiedsrichter Robert Kempter reichte das für einen Strafstoßpfiff. Peniel Mlapa erzielte den Ausgleich gegen den Verein, für den er zwischen 2014 und 2015 gespielt hatte (69.). Wenngleich der Elfmeter fragwürdig war, hatte sich Dynamo den Ausgleich allemal verdient. Umso überraschender kam dann auch das 2:1 für Nürnberg zustande: Patrick Erras bekam den Ball von einem Dresdner in die Füße gespielt und reagierte schnell. Er spielte auf den losgerannten Teuchert, der Schwäbe umkurvte und diesmal nicht den Pass auf seinen mitlaufenden Sturmpartner Ishak versuchte, sondern selbst abschloss (82.).

Beide Angreifer trafen also - warum sie sich so gut ergänzen, beschrieb Teuchert später: "Ishak macht die Bälle richtig gut fest, und ich spiele etwas um ihn rum. Wir verstehen uns immer besser." Zusammen erzielten sie 14 der 26 Tore Club-Tore, überhaupt lassen sie nur wenige Chancen aus. Diese Abgezocktheit kennzeichnet das Team zurzeit als Spitzenteam: Auch wenn die Mannschaft spielerisch mal nicht überzeugt, die Stürmer treffen. "Das zeigt unsere Qualität", sagte Ishak. Es könnte genau diese offensive Qualität sein, die für die Punkte in Richtung Aufstieg benötigt wird. Dazu kommt eine gedankliche Wachheit in den entscheidenden Momenten, die am Sonntag den Siegtreffer ermöglichte und dafür sorgte, dass Nürnberg weiterhin auf Platz drei steht.

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