Julia Wenzel

Redakteurin bei "Die Presse" , Wien

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Artikel

Das Land hinter der Schurkenstaat-Fassade [premium]

Wie tickt Nordkorea, wie kam es zum Konflikt mit dem Süden und welche Rolle spielen dabei eigentlich die USA? Ein Porträt über ein Land, über das jeder spricht, das aber kaum jemand wirklich kennt.

Es waren historische Bilder: Im April empfing Südkoreas Präsident Moon Jae-in Nordkoreas Diktator Kim Jong-un an der Demarkationslinie, die seit den 1950er Jahren die Grenze zwischen den beiden Ländern markiert. Nach Jahrzehnten politischer Isolation war diese Begegnung der bisherige Höhepunkt der aufkeimenden diplomatischen Bemühungen zwischen den beiden Nachbarn. Der Gipfel am 12. Juni zwischen den USA und Nordkorea könnte zu einem weiteren historischen Moment werden. Kim Jong-un ist der erste nordkoreanische Machthaber seit Kriegsende vor 65 Jahren, der südkoreanischen Boden betrat. Die 248 Kilometer lange Demarkationslinie zieht seit 1953 die Grenze der geteilten Halbinsel. Die Linie trennt nicht nur zwei Länder, sondern zwei Welten, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Auf der einen Seite der Süden, der sich zu einer florierenden Volkswirtschaft entwickelte. Auf der anderen Seite der verarmte Norden, dessen deutsche Bezeichnung "Demokratische Volksrepublik Korea" im Hinblick auf die schweren Menschenrechtsverletzungen des Militärregimes und den prekären Lebensumständen durchaus zynisch anmutet.

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