Zwischen Fichten, Kiefern und Buchen in den Bergen des Kaukasus tauchen auf einmal hinter der Kurve wie Gespenster weiße sowjetische Plattenbauten auf. Nischni Archys ist ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist. Hier leben 850 Menschen. Fast alle arbeiten in einem Observatorium, das noch höher in den Bergen gelegen ist. Als es gebaut wurde, war der Wettlauf um den Status der führenden Weltmacht auch in der Wissenschaft und Raumforschung im Gange. Die Sowjetunion wollte unbedingt das größte Teleskop und das größte Observatorium der Welt besitzen. Und so wurde 1974 ein Spiegel mit einem Durchmesser von sechs Metern in den Nordkaukasus transportiert. Im Jahr danach nahm das damals größte Observatorium der Welt seine Arbeit auf.
„Wir waren alle damals Romantiker", sagt Juri Balega, der wissenschaftliche Direktor des Observatoriums. Als er hierherkam, war er 20 Jahre alt. Das Wissenschaftlerstädtchen mit den klaren Linien seiner Bauten ist eine Zukunftsvorstellung aus den 70er-Jahren, die hier im Kaukasus erhalten blieb, wie auch in den Science-Fiction-Romanen der Strugatzki-Brüder oder Filmen von Andrej Tarkowski. Kunst und Fantasie seien den Wissenschaftlern nie fremd gewesen, sagt Balega. Und vielleicht ausgerechnet deshalb beschlossen sie, in diesem Jahr eine „künstlerische Intervention" im Observatorium und der Stadt zu erlauben. Künstler aus Russland und Österreich befassen sich mit dem Ort und lassen sich durch die Geschichte und Wissenschaft inspirieren.
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