Interessant auf jeden Fall! Also ich kann das noch gar nicht so genau einschätzen, wie das dann funktionieren wird. Aber wir haben natürlich alle große Pläne.
Hat denn die Piraten-Parteispitze bei dir angerufen und gratuliert oder sind die immer noch mit Streiten beschäftigt?Nein, bei mir hat keiner angerufen. Aber auf Twitter freuen sich alle sehr, dass das funktioniert hat und sind auch beratend mit dabei. Ich habe mit ganz vielen Menschen gesprochen, die sowohl in Kommunalparlamenten, als auch in Landtagen sitzen und die haben mir dann auch geholfen.
Die Piraten sind ja öfter Mal tot gesagt worden. Die wirken oft wie ein Haufen streitender Nerds. Bist du jetzt für den Stadtrat beef-erprobt von deiner Piratenvergangenheit?Naja, also ich komm ja aus dem Chaos-Computer-Club. Ich sag dann immer, ich hab schon mit Felix von Leitner gestritten, als es die Piraten noch gar nicht gab. So gesehen bin ich Shitstorm-erprobt. Aber die Piraten sind tatsächlich deutlich mehr als diese prügelnde Bande. Wir hier in Regensburg arbeiten seit Jahren konstruktiv mit und dass das jetzt in dieser Form honoriert wird, zeigt auch, dass wir nicht als die Krawallmacher wahrgenommen werden. Sondern tatsächlich als ein politischer Player auf Augenhöhe.
Du hast Wahlkampf gemacht und bist dann erfolgreich gewählt worden: Wie hat sich dein Leben seit der Wahl verändert?Ich krieg deutlich mehr Post. Mein Briefaufkommen hat sich ungefähr versiebenfacht, weil ich eingeladen werde. Ich weiß jetzt auch, warum im Stadtrat immer so viele Senioren sind. Das ist besser als jede Butterfahrt. Man wird immer zum Repräsentieren eingeladen und das ist dann auch immer vormittags. Da kann ich natürlich nicht, weil ich arbeite. Aber ansonsten läuft das gerade eigentlich so weiter wie bisher. Ich muss erst mal schauen, wie das alles läuft. Wir sind ja zum ersten Mal überhaupt in Regensburg zur Kommunalwahl angetreten. Daher sind viele der Prozesse für mich noch nicht so durchschaubar.
Du hast gerade von Senioren gesprochen. Du bist jetzt 32 Jahre alt und damit jünger als die meisten Kommunalpolitiker um dich herum. Ist dein Anspruch dann auch explizit etwas für die jungen Menschen zu tun?Ja, schon alleine meines Alters wegen. Mein ältester Kollege im Stadtrat kommt mit dem Rollator rein. Ich glaube, dass der einfach schon ein bisschen weiter weg ist von den Problemen und den Interessen der jungen Leute. Ich bin mit 32 Jahren jetzt nicht mehr so jung, aber tatsächlich die Drittjüngste - und die jüngste Frau - im Stadtrat. Daher möchte ich natürlich auch was tun für die Generation der jungen Leute. Und alles unter 50 ist hier jung!
Gut, das hören wir natürlich gerne. Was muss sich denn deiner Meinung nach in Regensburg ändern?Regensburg ist eine Stadt mit Studenten, aber man sieht die Studenten gar nicht so sehr in der Stadt. Ich denke mal, dass eine ganze Menge im Bereich der freien Kultur passieren wird. Also wir haben jetzt zum Beispiel eine Initiative, die nennt sich con_Temporary und die nutzt Leerstände kreativ. Das heißt, da werden Künstler eingeladen und es gibt Theaterstücke und Musik. Das ist dann zum Beispiel etwas, wo man junge Kunst und Kultur tatsächlich sichtbar machen kann. Zum anderen gibt es schlicht und ergreifend mehr Geld für die junge Kunstszene, was mich sehr freut.