Julia Elisabeth Kanning

freie Journalistin und Studentin, Passau

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Höchst arbeitet an seinem Image | Höchster Kreisblatt

Höchst arbeitet an seinem Image Von Julia Kanning Höchst hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, doch wie viele von ihnen schon längst überholt sind und was der Stadtteil sonst noch zu bieten hat, wissen noch immer viel zu wenige. Bilder >Die Höchster Altstadt – hier der Burggraben – zieht Tagestouristen und Ausflügler an. Seit vergangenem Jahr ist Höchst Bestandteil der „Deutschen Fachwerkstraße". Das Image der grauen Schlote verblasst langsam. Foto: Vonhof Höchst.

Das ist in den Köpfen vieler Menschen noch immer der graue Stadtteil im Frankfurter Westen mit dem hohen Ausländeranteil (mit rund 38 Prozent hat Höchst den fünfthöchsten Ausländeranteil der 46 Frankfurter Stadtteile) und dem großen Industriepark, welcher auch heute noch vor allem mit dem ehemaligen Pharma- und Chemiekonzern Hoechst AG verbunden wird, der dafür verantwortlich war, dass der Name Höchst weltweit berühmt wurde.

Doch eben dadurch hat Höchst auch heute - über ein Jahrzehnt nach dem Ende der Ära der Hoechst AG - den Ruf, vor allem aus Fabriken, Industriegebäuden und Plattenbauten zu bestehen. Und wer einmal einen Ruf erhalten hat, der hat es schwer, ihn wieder loszuwerden oder zumindest zu verändern. Doch genau das versuchen nicht nur schon seit längerem Höchster, die stolz auf ihren Stadtteil sind, oder die vor einigen Jahren ins Leben gerufene Initiative Pro Höchst. Unter deren Dach haben sich Unternehmen, Institutionen und Personen zusammengeschlossen, um mit vereinten Kräften die Attraktivität des westlichen Frankfurter Stadtteils zu steigern sowie seine Bekanntheit und sein Image zu verbessern. Denn Höchst weist nicht nur eine überaus interessante Geschichte und eine attraktive Lage auf, sondern auch jede Menge Kultur und Sehenswürdigkeiten, die viel zu erzählen haben.

Historisches Erbe

So verfügt Höchst beispielsweise neben der Fußgängerzone, der Königsteiner Straße, über eine bemerkenswerte und zurecht unter Denkmalschutz stehende Altstadt. Beispielsweise bleiben immer wieder Besucher staunend vor dem schlossähnlichen Gebäude mitten in einer gepflegten Grünanlage stehen, meist ohne zu wissen, dass es sich hierbei um den Bolongaropalast handelt, der noch aus der Barockzeit stammt und 1774 von der italienischen Kaufmannsfamilie Bolongaro erbaut wurde. Doch wer nun glaubt, dieser Palast sei das älteste Gebäude Höchsts, der irrt sich, denn die aus dem 9. Jahrhundert stammende Justinuskirche ist nicht nur mehr als 1000 Jahre alt, sondern eine der ältesten Kirchen Deutschlands und das älteste erhaltene Gebäude ganz Frankfurts.

Doch Höchst bricht nicht nur in der Kategorie älteste Gebäude deutschlandweit Rekorde, auch die Höchster Porzellanmanufaktur ist nach der Meißner Porzellanmanufaktur die zweitälteste ihrer Branche in ganz Deutschland. Überhaupt finden sich in Höchst noch viele weitere Stellen, an denen sich Tradition und Moderne treffen, beispielsweise in den Kulturstätten Höchsts, von denen keine der anderen gleicht. Neben dem Theaterspektakel „Barock am Main" und verschiedenen Kinos beherbergt Höchst zwei der wichtigsten Frankfurter Bühnen: die Jahrhunderthalle und das Neue Theater.

Attraktiv zum Wohnen

Das breitgefächerte Angebot Höchsts von Kultur, über Architektur, Tradition und Moderne, bis hin zu Geschichte versucht die Initiative Pro Höchst über die Grenzen Höchsts hinaus zu vermitteln. Doch nicht nur Wochenendausflügler sollen Höchst richtig kennenlernen, ein weiteres Ziel der Initiative ist es, Höchst auch als Lebens- und Wohnraum attraktiver zu gestalten. Potenzielle Mieter sollen nicht länger glauben, Höchst bestünde größtenteils aus Plattenbauten und schlechter Industrieluft. Stattdessen können sich die Menschen auf der Internetseite www.pro-hoechst.de selbst davon überzeugen, dass Höchst nicht nur verkehrstechnisch optimal an Frankfurt angebunden ist oder über das Höchster Klinikum, eine der größten Gesundheitsstätten der Umgebung, verfügt, sondern auch jung und familienfreundlich ist. Denn neben vielen verschiedenen Bildungseinrichtungen gibt es auch größtenteils neue und aufwendig gestaltete Spielplätze, Parkanlagen, Cafés, Kinos oder die Bürgernähe, die das Rathaus immer wieder betont.

80 Prozent zufrieden

Eine 2008 durchgeführte Bürgerumfrage ergab, 80 Prozent der Höchster leben gerne in Höchst, sind stolz darauf Höchster zu sein und wünschen sich für die Zukunft ihres Stadtteils eben vor allem eins: das Problem mit dem schlechten Image zu beseitigen. Dies könnte jetzt vielleicht sogar Realität werden, denn eine neue Werbekampagne für Höchst geht an den Start: Die Kampagne „Höchster Mädels, Höchster Buben" zeigt Bewohner, die für ihren Stadtteil werben.

Stolz auf ihren Stadtteil

Die sympathischen Plakate mit Gesichtern von Höchstern und Höchsterinnen werden in der Höchster Innenstadt aufgehängt, und ob es nun der Schüler Akin oder die Marktfrau „Käse-Petra" ist, die von den Plakaten lächeln - eines haben alle Werbeträger gemeinsam: Sie sind stolz auf ihren Stadtteil, wissen um seine Besonderheiten und Geschichten und sie sind bereit für Höchst in der Öffentlichkeit einzustehen.

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