Stuttgart - Ab 29. Mai verkauft Lidl in Deutschland die veganen Burgerbratlinge von Beyond Meat. Aller Voraussicht nach wird die Nachfrage groß werden, in den USA gibt es einen regelrechten Hype um die pflanzlichen Burger. Doch wie gesund sind solche Fleischalternativen tatsächlich? Ein Interview mit Jan Frank, Ernährungsexperte der Universität Hohenheim.
Herr Frank, lebe ich tatsächlich gesünder, wenn ich einen veganen Burger esse anstelle eines klassischen Fleischburgers?
Jein. Ein Burgerbratling aus pflanzlichen Ressourcen enthält Ballaststoffe und hat meist ein günstigeres Verhältnis zwischen Nährstoffen und Energie. Man nimmt also mehr Mikronährstoffe pro Kalorie auf. Wer viele verarbeitete Fleischprodukte isst, steigert zudem sein Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Es kommt aber auf die Ernährung insgesamt an. Ein Fleischburger kann genauso Teil einer gesunden Ernährung sein wie ein veganer oder vegetarischer Burger. Bei Ernährung gilt generell: je abwechslungsreicher, desto besser.
Sind in pflanzlichen Burgern mehr Zusatzstoffe, Fettsäuren und Salz enthalten als in Fleischburgern, damit sie „nach etwas schmecken“?
Nein. In Bezug auf Fett schneiden pflanzliche Burger sogar besser ab als Fleischburger. Fleisch hat einen deutlich höheren Fettgehalt als die meisten pflanzlichen Alternativen. Zudem sind in Fleischburgern mehr gesättigte, also weniger gesunde Fettsäuren enthalten, in pflanzlichen Burgern mehr ungesättigte, also bessere Fettsäuren. Zusatzstoffe und Salz findet man in beiden Produkten.
Fehlen Vegetariern und Veganern Nährstoffe?
Für Vegetarier, die Milchprodukte und Eier essen, gilt das nicht. Für Veganer ist es schon schwieriger, an alle wichtigen Nährstoffe zu kommen. Eine Herausforderung besteht darin, genügend Eisen und Vitamin B 12 aufzunehmen. Für Kinder ist eine vegane Ernährung nicht zu empfehlen, da Nährstoffmängel im Kindesalter zu Entwicklungsstörungen und nachhaltigen Defiziten bis ins Erwachsenenalter führen können. Eine vegetarische Ernährung ist aber auch für Kinder ohne Nachteile möglich.
Welche Ernährung empfehlen Sie in Bezug auf Umwelt und Klima? Für den Anbau von Soja müssen zum Beispiel Regenwälder gerodet werden . . .
Grund hierfür ist allerdings nicht der Sojaburger, sondern die Massentierhaltung, da Soja als Futtermittel eine große Rolle spielt. Außerdem gibt es für die Ernährung auch Soja aus nachhaltigem Anbau sowie heimische Alternativen wie Lupinen oder Erbsen. Generell muss der Trend in der Ernährung hin zum Pflanzlichen gehen. Denn für die Tierhaltung werden wesentlich mehr Ressourcen verbraucht als für den Anbau von Getreide oder Gemüse.
Müssen wir langfristig alle Vegetarier werden?
Berechnungen zufolge müssen wir im Jahr 2050 weltweit fast zehn Milliarden Menschen ernähren. Das ist mit der klassischen deutschen Ernährung, also mit viel Fleisch, nicht möglich. Wir müssen den Verzehr von tierischen Lebensmitteln auf mindestens die Hälfte reduzieren, den Verzehr von Pflanzlichem mindestens verdoppeln, wenn auch unsere Kinder noch satt werden sollen. Andernfalls brauchen wir eine zweite Erde.