Die Anschläge auf „Charlie Hebdo“ und den Bataclan-Club, die
Gelbwesten, #VerpfeifdeinSchwein und Macron als Präsident der
Superreichen: Die letzten Jahre haben die französische Gesellschaft
enorm geprägt. Die Journalistin und Autorin Romy Straßenburg, Jahrgang
1983, war dabei – und hat den Wandel in ihrem literarischen Debüt „Adieu
liberté“ festgehalten.
In deinem Buch beugen sich die meisten Frauenfiguren nicht mehr der stereotypen Erzählung „der französischen Superfrau". Brechen Französinnen gerade mit dieser Rolle?
Ich denke, in meiner Generation, in der offener über Burn-outs, Depressionen oder Angstzustände geredet wird, trauen sich mehr Frauen, ihre Überforderung zuzugeben. Sie leiden unter den überzogenen Ansprüchen an sich selbst, sie verzweifeln an dem Bild, das die Gesellschaft für sie vorsieht. Erfolgreich, verführerisch, intellektuell, kultiviert, gepflegt, Mutter, Geliebte, Ehefrau, Karriereweibchen ... das ist ne ganze Menge. Meine Frauenfiguren wollen auf nichts verzichten: Stabilität und Abenteuer, Karriere und Familie, guten Sex ... und in Ausnahmefällen auch noch Drugs und Rock'n'Roll - aber insgesamt sind wir schon recht zahm geworden.
Zum Original