Luise, wieso glauben wir so sehr an Arbeit?
Wir sind alle innerhalb einer Leistungsideologie aufgewachsen, die uns permanent eintrichtert, dass wir nur durch Arbeit - die auch messbar sein und sich in Geld widerspiegeln muss - unseren Platz in der Gesellschaft rechtfertigen können. Und dass wir nur als Individuen durch Geld und Arbeit Entscheidungen treffen und uns ermächtigen können. Das ist der einzige Weg, der uns vermittelt wird, um zu einer Befriedigung unserer Bedürfnisse zu kommen. Das ist dieses „Wieso jammerst du denn rum? Du könntest dir ja einen Job suchen und dir alles kaufen, was du brauchst!".
Dein Buch „MRX Maschine" wird als Plädoyer zur Sabotage gefeiert. Woher kommt deine Faszination am Sabotieren?
Es gab Momente in meinem Leben, in denen ich entschieden habe, Sachen nicht zu machen, anstatt sie gut zu machen. Das gab mir das unglaublich viel Freiheit und je mehr ich versuche, kritisch mit Normen und Anforderungen umzugehen, desto mehr öffnet sich mein politisches Denken. Außerdem ist das Mittel des Streiks spannend, wenn man ihn nicht nur auf Lohnarbeit, sondern auch auf andere Lebensbereiche überträgt. Scheitern ist immer etwas, das aus Versehen passiert oder das man eigentlich verhindern will - aber Sabotage ist absichtliches Nichtfunktionieren. Wenn das eine in das andere umschlägt, kann das einen gesellschaftsverändernden und kämpferischen Impuls bekommen.