Jonas Gerding

freier Journalist, Kinshasa

1 Abo und 3 Abonnenten
Artikel

Klimakiller Fleisch: Diese Startups wollen ihn bezwingen

Fleischersatz aus dem Labor: So sehen die Patties von Mosa Meat aus den Niederlanden aus. (Foto: Mosa Meat)

Der Hype um die Fleischersatzburger von Beyond Meat zeigt: Immer mehr Menschen interessieren sich für tierfreie und klimafreundliche Fleischalternativen. Das treibt auch deutsche Gründer ins Labor.

Fleisch ist ein Klimakiller: Etwa 14,5 Prozent der vom Menschen verantworteten klimaschädlichen Treibhausgase gehen heute auf das Konto tierischer Produkte, rechnet die Welternährungsorganisation (WHO) vor. Vor allem die Ökobilanz von Rindfleisch - Hauptbestandteil vieler Burger - ist vernichtend: Da wird Regenwald für Sojapflanzen gerodet, die um die halbe Welt geschifft werden, um hier Kühe zu füttern, die mit ihrem Methanausstoß die globale Erderwärmung zusätzlich anheizen.

Tüftler und Chemiker wollen deshalb Fleischersatzprodukte ohne Nebenwirkungen schaffen. Vordergründig geht es darum, wer den rauchigen Geschmack eines Bratlings am besten imitieren kann - im Hintergrund geht es um Technologie, niedrige Herstellungskosten und viel Geld. Die Lebensmittelbranche hofft auf einen wachsenden Markt: Sie will nicht nur tierliebende Vernunftkäufer, sondern auch Genussmenschen locken, öfter in einen veganen Burger oder eine fleischfreie Salami zu beißen. Angeheizt wird der Trend vor allem durch das börsennotierte US-Startup Beyond Meat. Die Firma aus Kalifornien löste im ersten Halbjahr 2019 einen Hype um ihre Laborburger im 227-Gramm-Pack aus - auch in hiesigen Supermarktfilialen.

Beyond Meat ist erst der Anfang

Auch Mazen Rizk hofft auf einen solchen Durchbruch. Der Gründer des Hamburger Startups Mushlabs hält eine 300 Gramm schwere Masse in der Hand, leicht bräunlich schimmert sie durch eine vereiste Plastiktüte hindurch. Es sind Pilzzellen, die der 34-Jährige in einem Labor herangezüchtet hat. Mit diversen Kohlenhydraten und Eiweißen hat Rizk sie gefüttert, Temperaturen und pH-Werte variiert, um dem Nährgehalt von Fleisch Konkurrenz zu machen: „Darin sind jetzt Proteine, Ballaststoffe, Vitamine und diverse Mineralstoffe", sagt Rizk. Viel darüber verraten, wie er die Zellmasse in ein fertiges Gericht verwandeln möchte, könne er noch nicht. Nur so viel: „Das könnte dann eine Frikadelle sein oder auch etwas ganz anderes."

Mushlabs ist eine von vielen Firmen, die neu definieren wollen, wie wir uns in Zukunft ökologisch und gesund ernähren können. Neben dem US-Vorreiter Beyond Meat arbeitet zum Beispiel auch das niederländische Startup Mosa Meat an Fleischersatzprodukten - mitfinanziert von Google.

Unter Experten ist aber noch umstritten, wie ökologisch und nahrhaft die Fake-Burger wirklich sind. Wie fällt etwa die Bilanz im Vergleich zu Hühnerfleisch aus, das als klimafreundlich bewertet wird? Und was ist mit dem Energieverbrauch?

In der t3n Nr. 57 hat Journalist Jonas Gerding neben Gründern und Landwirten mit Umweltökologen gesprochen - und geht der Frage nach, wie massentauglich die Produkte schon sind.

Jetzt t3n Magazin abonnieren!

Zum Original