Ja, das ist leider eher ungewöhnlich. Obwohl es laut Seerecht die Pflicht von jedem Schiff wäre. Aber gerade kommerzielle Unternehmen sagen normalerweise, das kostet zu viel Zeit, das ist zu viel Einbuße, das machen wir nicht. Aber die "Etienne" hat das gemacht, und sie bekommt keinen sicheren Hafen.
Mit Sicherheit. Jetzt hat sich mal wieder ein Schiff getraut, Geflüchtete aufzunehmen. Der Besatzung wird nun richtig gezeigt, dass das für die Firma einen großen Schaden bedeutet.
Das Alarmphone besteht aus 200 Beteiligten in vielen Städten Europas und Nordafrikas. Wir machen Acht-StundenSchichten, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Wenn Leute anrufen, ist das Wichtigste, möglichst schnell möglichst viele Infos zu kriegen: Wo ist das Boot, läuft der Motor noch, ist Wasser eingedrungen? Wir haben für jede Region - westliches Mittelmeer, zentrales Mittelmeer, Ägäis - Pläne, was wir zu tun haben. Zum Beispiel sagt uns jemand, dass sich das Boot irgendwo im griechischen Gewässer befindet. Dann rufen wir die griechische Küstenwache an und sagen, hier ist ein Boot in Seenot, die Menschen müssen gerettet werden. Formal ist jedes Boot mit Geflüchteten in Seenot, weil zu viele Menschen an Bord sind, und es allein dadurch nicht seetüchtig ist. Real reagieren viele Behörden erst, wenn tatsächlich Wasser reinläuft. Und häufig reagieren sie mit Verzögerung.