Dieser Neonazi-Aufmarsch ist ungewöhnlich. Nicht wegen der Teilnehmer. An diesem Samstag im November sind die üblichen Gesichter in der Hannoveraner Südstadt zu sehen. Ungewöhnlich ist auch nicht, dass David Janzen und André Aden am Rand stehen, inmitten einiger Polizisten. Janzen und Aden sind Fotojournalisten, sie dokumentieren regelmäßig Neonazi-Aufmärsche. Janzen schreibt für den "Zeit"-Blog "Störungsmelder", hat Fotos und Videos an den öffentlich-rechtlichen NDR verkauft. Er ist außerdem Sprecher des Braunschweiger "Bündnis gegen Rechts". Aden fotografiert für "Recherche Nord", ein Medienprojekt zu militantem Neonazismus.
Ungewöhnlich ist aber der Anlass der Demonstration, genauso wie der große Medienandrang und das Filmteam, das vor Janzen steht, die Kamera auf ihn gerichtet. Und die 7000 Menschen, die sich ein paar Kilometer weiter zu einer Gegendemonstration unter dem Motto "Bunt statt braun" versammelt haben, darunter der neue Oberbürgermeister von Hannover Belit Onay (Grüne) und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil sowie Innenminister Boris Pistorius (beide SPD).
Die NPD und die Partei "Die Rechte" aus Hannover demonstrieren gegen Journalisten. "Schluss mit steuerfinanzierter Hetze! Feldmann in die Schranken weisen", lautet das Motto. Das Gesicht von Julian Feldmann, wie Janzen und Aden ein freier Journalist und Experte für das Thema Rechtsextremismus, ist auf einige der Plakate gedruckt, die die Neonazis mit sich tragen. Feldmann arbeitet unter anderem für den NDR. Die NPD Hannover verleumdet die drei Journalisten in verschiedenen Aufrufen zu der Demonstration als "Linksextremisten", die "eine Bühne oder sogar Aufträge vom öffentlichen Rundfunk" bekämen. In späteren Aufrufen hetzt sie gegen weitere Journalisten und andere Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren.
Auf Kundgebungen von Pegida in Dresden bis zum Heß-Marsch in Berlin schallen regelmäßig "Lügenpresse"-Rufe. Eine Demonstration explizit gegen Journalisten aber ist neu.