Es soll ein Konzert für die Berliner sein. Deswegen werden auch keine Karten für das Konzert der Staatskapelle Berlin in der Staatsoper Unter den Linden am Sonnabendmittag verkauft, sondern ausschließlich verlost. "Wir wollen zeigen, dass dieses Haus für alle Berliner ist - unabhängig von Stand, Alter und Einkommen", erklärt Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) gleich zu Beginn.
Jeder solle es besitzen, nur bitte nicht besetzen, witzelt er weiter, die Berliner hätten ja schließlich 400 Millionen Euro investiert. Tatsächlich ist das Publikum des vollbesetzten Hauses ein Querschnitt der Berliner Gesellschaft, wenngleich der Altersdurchschnitt doch eher über den 50 Jahren liegt. Da sitzen Studenten in Jeans neben Damen in Abendgarderobe. Dazwischen die Sieben-Jährige gemeinsam mit ihrem Vater.
Für so eine Veranstaltung muss das Programm natürlich massentauglich sein. Deswegen gibt es auch rein europäische Musik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts: Italiener Verdi, Tscheche Smetana, Franzose Debussy, Brite Elgar. Angenehme, populäre Kost, aber eben keine großen Überraschungen. In klassischer Sitzordnung trägt die Staatskapelle unter der Leitung ihres "Obersuperstars" Daniel Barenboim - wie ihn Noch-Intendant Jürgen Flimm zu Beginn des Konzertes nennt - Verdis Ouvertüre zur "La forza del destino" vor und stellt wieder einmal ihre Einzigartigkeit unter Beweis: Der intensive Klang, die ausgefeilten, süßlich klingenden Pizzicati der Streicher, die sich mit den sanft und umarmenden Legato-Motiven umarmen. Weiter geht es mit dem Vater der tschechischen Musik, Bedřich Smetana, und der "Vlatva" (Die Moldau). Strahlend antworten die Flöten einander, während die Streicher ihr Motiv zart entgegen, um gemeinsam in einem sanften Fluss in den zwei triumphierenden Akkorden des Satzes zu enden.
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