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Die Exzesse der Datenkraken

AK FÜR SIE, September 2022 © Mischa Nawrata

Die unbeschränkte Nutzung vieler Apps und Smartphones, hat oft einen Preis: unsere Daten und Privatsphäre.

 

Sie sind schon sehr praktisch. Mit wenigen Klicks ermöglichen sie uns den Kontakt zur Welt.

Beziehungen zu weit entfernten Familienmitgliedern oder Freunden zu pflegen, war nie so leicht, Essenbestellungen nie so komfortabel, Taxis zu rufen, Bankgeschäfte abzuwickeln, nie so entspannt, wie mit ihrer Hilfe. Die Rede ist von Apps und in den meisten Fällen sind sie sogar noch kostenlos. Na ja, zumindest dem Anschein nach. Bezahlen tun wir nicht mit Geld, sondern mit unseren Daten.

 

Digitaler Fußabdruck

Um an die Daten der Nutzerinnen und Nutzer zu kommen, wird diesen von den Apps die informationelle Selbstbestimmung oft erschwert. Viele Apps gestalten beispielsweise die Cookiebanner bewusst kompliziert und unübersichtlich, um die NutzerInnen dazu zu bringen „alle akzeptieren“ auszuwählen – und schon streckt die Datenkrake ihre Tentakel aus.  In Datenschutzerklärungen beim Downloaden von Apps liest man häufig „Daten, die zum Tracking deiner Person verwendet werden“. Dieses Tracking kann unterschiedliche Formen haben - vom Bewegungsprofil vor allem bei Mobilitätsapps, bis hin zum Kaufverhalten der NutzerInnen. Die Apps generieren wertvolle Daten, um Produkte zu entwickeln (bitte einfügen) oder um sie an Drittanbieter zu verkaufen. So entsteht beispielweise die Werbe-ID, eines jeden Smartphones. Basierend auf den generierten Daten, können Werbefirmen personalisierte Werbung schalten, die dann beim persönlichen Webbrowser, Facebook & Co.(bitte weg, weil das laut Frau Schmidt doch nicht stimmt. Facebook hat sein ganz eigenes System) auftauchen.

 

Digitale Stalker

„Hätten wir im analogen Leben einen Stalker, würden wir alles tun, um ihn loszuwerden. In der digitalen Sphäre ist dieses Verhalten weniger sichtbar und daher als Problem oft nicht so präsent. Digital teilen wir oft ungewollt viele Momente mit Menschen, die wir nicht ausgewählt haben und nehmen diesen Umstand aber einfach so hin“, klagt Petra Schmidt.  Sie arbeitet bei der NGO epicenter.works, der Grundrechtsorganisation für das digitale Zeitalter. „Besonders sensibel ist der Umgang mit personenbezogenen Daten“, sagt sie.  Das sieht auch die Datenschutzgrund-Grundversorgung so und stuft Religion, Ethnie, sexuelle Orientierung oder politische Einstellung als besonders schützenswert ein. Gelangen solche intimen Informationen an falsche Personen, kann das Folgen für die Menschen im realen Leben haben. „Als BürgerIn muss ich über meine Souveränität und eine informationelle Selbstbestimmung verfügen. Die Entscheidung mit wem ich was teile, soll ganz bei mir liegen“.

 

Datensparsamkeit

Zurück zur Datenkrake: Diese Metapher ist deswegen so passend, weil die Apps Daten aus allen möglichen Bereichen unseres Lebens saugen. Wie oft buchen wir Flüge, was für Krankheitsymptome suchen wir bei Google, bis hin zu unserer Kleidergröße – die Datenkrake nimmt sich diese Informationen unbemerkt. Leider lässt es sich oft nur schwer nachvollziehen, was später genau mit diesen Daten passiert, außer, dass sie auf irgendwelchen Servern landen.

 

Fest steht allerdings, diese Daten haben einen unheimlich hohen Wert für beispielweise Arbeitergeberinnen und Arbeitgeber, Versicherungen oder Banken. So kann es passieren, dass dieses Datenprofil eventuell hergezogen wird, wenn man einen Kredit aufnehmen möchte und der Bank hilft eine Entscheidung zu treffen. Deswegen mahnt Petra Schmidt zur Datensparsamkeit und Vorsicht: „Jede App hat ein Spezialgebiet. Seien Sie achtsam, wenn beispielweise eine Mobilitätsapp nach Ihrem Adressbuch fragt. Wenn Informationen abgefragt werden, die absolut nicht relevant sind für diese App, sollten Sie überlegen, ob der Nutzen der App, die Freigabe der persönlichen Daten rechtfertigt.“

 

 


So können Sie sich besser schützen

Expertin Petra Schmidt verrät Tipps, die helfen, die Privatsphäre digital besser zu schützen und eine Profilbildung weitgehend zu vermeiden.

·      unterschiedliche E-Mail Adressen für verschiedene Dienste verwenden. Melden Sie sich nie immer mit der gleichen Emailadresse an und vermeiden Sie die Plattenform-übergreifende Funktion „via Google/Facebook anmelden“.

·      Werbe-ID löschen. Bei Android Geräten gehen Sie unter Einstellungen, zu Google und klicken bei ads „reset advertising id“ an. Bei Apple IOS bis IOS 13 kann die Werbe-ID ebenfalls unter Einstellungen, Datenschutz und Werbe-ID zurückgesetzt werden. Seit IOS 14 muss man aktiv ins Tracking einwilligen, was den Aufwand zu Gunsten der UserInnen verkleinert. Das Tracking kann also weggelassen werden. 

·      Vorschlag: Hinweisen dass die Userinnen es einfach weglassen können. Standort nur freigeben wenn notwendig. Datensparsamkeit ist essentiell bei Datenschutz. Geben Sie Ihren Standort bei einer App nur frei während der aktiven Nutzung und schalten es danach wieder aus.

·      Freie Betriebssysteme verwenden.  Beim Kauf eines Handys mit einem bereits vorinstallierten freien Betriebssystem wie lineage oder e/os, surft man deutlich privater. Allerdings hat man bei diesen Betriebssystemen nicht den gleichen Nutzumfang wie bei herkömmlichen Betriebssystemen.

·      Metadaten löschen. Metadaten bei Fotos geben viel Auskunft, wie über Ort und Zeit. Wenn Sie ein Foto weiterleiten, löschen Sie zuvor die Metadaten mittels Exif Editoren.

 

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