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Wie eine Scheidung Frauenleben verändert

Quelle: Jakob Townsen | Unsplash

In Russland ist sie für Frauen - zumindest finanziell - ein schlechter Deal.

Beitrag zur Korri-Kette: Was bedeuten Scheidungen für Frauen? Ein internationaler Vergleich für Deine Korrespondentin

Putins angebliche Tochter Ekaterina Tichonowa lässt sich scheiden – das will die Agentur Bloomberg von vier anonymen Quellen erfahren haben und vermeint auch zu wissen, dass ihr Noch-Ehemann dadurch Firmenanteile im Wert von umgerechnet 1,7 Milliarden Euro am Petrochemie-Konzern „Sibur“ verliere. Denn die habe er nur als Mitglied der Familie Putin halten dürfen, hieß es.


Normalerweise sind es in Russland die Frauen, die bei einer Scheidung – zumindest finanziell – einen schlechten Deal machen: Kinderlosen Frauen steht bei kurzen Ehen von weniger als fünf Jahren oft nicht einmal Unterhalt zu. Falls doch, fällt er nicht üppig aus, da er am Existenzminimum von umgerechnet 160 Euro im Monat bemessen wird. Bei Müttern muss ihr ohnehin niedrigeres Einkommen dann für sie und ihre Kinder reichen, denn viele geschiedene Väter beteiligen sich nicht mehr an der Erziehung und Versorgung oder haben gleich gar keinen Kontakt mehr zu ihren Familien. „Eine traditionelle russische Familie besteht aus Mutter, Oma, Kind“, wird in Russland oft gewitzelt, weil Scheidungen so alltäglich sind.

Mehr als die Hälfte aller Ehen geht in die Brüche, die meisten halten nur wenige Jahre. Als Gründe führen Soziologen vor allem Alkoholismus, Geldprobleme und beengte Wohnverhältnisse an. Oft genug spielen die drei Faktoren zusammen oder sind das Ergebnis des Umstands, dass ein junges Paar mit dem Eheleben und den alltäglichen Herausforderungen überfordert ist. Denn geheiratet wird in Russland vergleichsweise jung: Bei der ersten Hochzeit waren Männer nach Angaben der staatlichen Statistikbehörde „Rosstat“ im Jahr 2016 durchschnittlich nicht einmal 28 Jahre alt, Frauen unter 25.


Die formale Prozedur einer Scheidung ist in Russland vergleichsweise einfach: Gegen eine Gebühr von zwanzig Euro wird die Ehe beim Standesamt gelöst, einen Monat später ist die Scheidung rechtskräftig. Es gibt weder ein Trennungsjahr noch einen Versorgungsausgleich. Den Scheidungsgrund muss das Amt ebenso wenig festlegen wie Unterhalts- und Sorgerechtsansprüche - um die geht es dann vor Gericht.

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