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Eissport in Hessen trotz Energiekrise größtenteils möglich

Foto: Swen Pförtner (dpa)

Die Energiekrise trifft auch die Betreiber von Eissportanlagen. Während die großen hessischen Eishallen den Betrieb im Winter zunächst aufrechterhalten wollen, suchen Städte mit temporären Freilufteisbahnen nach Alternativen.

Eislaufen soll in Hessen trotz der Energiekrise in diesem Winter größtenteils möglich sein - wenn auch mit Einschränkungen und nicht überall. Große hessische Eishallen, die Freizeitsport und Leistungssport unter einem Dach vereinen, planen zunächst einen normalen Betrieb. Andere Eisbahnen prüfen Alternativen. Eine Idee: Kunststoff statt Eis.

In der über das ganze Jahr geöffneten Eissporthalle im nordhessischen Willingen sollen die Türen auch im Winter geöffnet bleiben. "Unsere Eishalle bietet ein attraktives touristisches Angebot, aber sie wird vor allem von Sportgruppen angemietet", sagte ein Mitarbeiter. Den Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten, sei wichtig. Aufgrund der steigenden Energiekosten seien für das kommende Jahr höhere Eintrittspreise geplant, die aber noch politisch abgestimmt werden müssten.

Eintritt 30 Prozent teurer

In der Eissporthalle in Darmstadt kostet der Eintritt in dieser Saison bereits etwa 30 Prozent mehr, wie ein Mitarbeiter auf Nachfrage mitteilte. Insgesamt versuche man den Betrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. "Zum Ende des Jahres läuft unser Stromvertrag aus und bis dahin müssen wir abwarten und dann weitergucken." Die Halle in Darmstadt wird neben dem Freizeitsport vor allem für das Training der örtlichen Eishockey- und Eiskunstlaufvereine genutzt.

Das gilt auch für das "Colonel-Knight-Stadion" in Bad Nauheim. Damit der Ligabetrieb bei Eishockey und Eislauf weitergehe, sei man um einen normalen Betrieb bemüht, teilte die Stadionverwaltung mit. "Wir versuchen einzusparen, in dem wir das Eis nicht wie sonst nach jeder Gruppe aufbereiten." Ende Oktober will die Eishalle im Wetteraukreis auch den öffentlichen Eislaufbetrieb starten. Dieser läuft in der Eishalle Lauterbach im Vogelsbergkreis bereits. "Wir planen eine normale Saison ohne Eintrittspreiserhöhungen", sagte ein Mitarbeiter. Alles Weitere hänge auch von politischen Entscheidungen ab.

Wenn es nach dem Energiesparpaket des Hessischen Städtetages geht, soll der Betrieb von Eislaufbahnen und Eissporthallen für das reine Freizeitvergnügen eingestellt werden. Die Stadt Wiesbaden will ihre Kunsteisbahn deshalb im Winter nicht in Betrieb nehmen. "Da bei der Henkell-Kunsteisbahn die freizeitorientierte Nutzung deutlich überwiegt, folgte die Betriebskommission der Vorgabe des Hessischen Städtetages, wonach der Betrieb von Eislaufbahnen einzustellen ist", heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Im Sinne der Vorbildfunktion der Landeshauptstadt und vor dem Hintergrund des hohen Energiebedarfs der Freilufteisbahn gebe es keine Möglichkeit, sie diese Wintersaison zu öffnen.

Andere hessische Städte mit temporär errichteten Eisbahnen suchen hingegen nach Alternativen. "Wir planen in Absprache mit den Städten gerade Bahnen mit Kunststoffbelägen", sagte Holger Helmiss, der mit seiner Event-Agentur in den vergangenen Jahren für die Freilufteisbahnen in Hofheim, Bad Vilbel und Eschborn zuständig war. Kunststoff-Eisbahnen würden beispielsweise auch in der amerikanischen Eishockey-Liga NHL zum Sommertraining genutzt und seien grundsätzlich genauso fahrbar wie Echteisbeläge.

Ähnliche Überlegungen gibt es auch bei der Stadt Marburg, die mit dem "Eispalast" sechs Wochen im Jahr eine überdachte Kunsteisbahn bietet. "Wir prüfen gerade die Möglichkeiten. Vorstellbar ist Kunsteis", sagte ein Mitarbeiter der Stadt. Da die Eisbahn zwar vor allem für den Freizeitspaß sei, aber morgens auch ein Schulsportprogramm stattfinde, sei man um eine gute Lösung insbesondere für Kinder und Jugendliche bemüht. Eine endgültige Entscheidung gebe es aber noch nicht.

Erfahrungen mit eisfreien Kunststoffbahnen haben im vergangenen Winter und diesem Frühjahr bereits Hanau und Taunusstein in der Nähe von Wiesbaden gesammelt. Auch wenn die Erfahrungen und das Feedback durchaus positiv gewesen seien, fielen durch Beleuchtung beim Betrieb trotzdem Energiekosten an, erklärten Mitarbeiterinnen der beiden Städte. Hanau will daher diesen Winter auf die Kunststoffbahn verzichten. In Taunusstein laufen zur Zeit noch Überlegungen für ein Konzept.

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