Offiziell starb Adam Kaltwasser an einem Gehirnschlag, aber Erika Krämer weiß es besser. „Adam Kaltwasser starb an Unterernährung, das bestätigte ein Mitgefangener. Sein Tod war nicht etwa krankheitsbedingt, sondern ein Mord", sagt die Frau mit dem Kurzhaarschnitt und der weißen Bluse. Zahlreiche Frankfurter Mitglieder der Zeugen Jehovas, die sich damals noch „Bibelforscher" nannten, erlitten im Nationalsozialismus ein ähnliches Schicksal: Verhaftung, Folter und Tod.
Erika Krämer erzählt deren Geschichten, damit sie nicht vergessen werden. Details aus dem Leben des Straßenbahnfahrers Adam Kaltwasser beschreibt sie so akribisch, als hätte sie den Mann persönlich gekannt. Hat sie aber nicht. Denn Kaltwasser, der wie Krämer der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas angehörte, starb 1940 im Konzentrationslager Mauthausen. Im Alter von 49 Jahren.