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So ist das Leben auf der "Polarstern"

Meereisphysiker vom Alfred-Wegener-Institut arbeiten bei auffrischendem Wind und zunehmender Schneedrift auf dem Meereis.

Es ist dunkel. 24 Stunden lang. Damit müssen die Wissenschaftler der Mosaic-Expedition klarkommen. Seit Beginn der Polarnacht steigt die Sonne in der Arktis nicht mehr über den Horizont. Einige Tage gibt es noch eine kurze Dämmerung um die Mittagszeit, danach wird es gar nicht mehr hell. Das ist für das internationale Team nicht immer einfach, berichtet der Expeditionsleiter Markus Rex im Podcast "Arctic Drift". In der Audiosendung lässt Rex Interessierte am Leben an Bord und an den Arbeiten der Wissenschaftler teilhaben.

Die mehr als 300 Forscher an Bord der Polarstern stammen von 16 verschiedenen Stationen. „Da ist es wichtig, dass wir auch als Team zusammenwachsen", sagt Rex. Das geschehe bei verschiedenen Aktivitäten. „Vor wenigen Tagen haben wir auf dem Eis ein Fußballspiel veranstaltet", erklärt der Expeditionsleiter. Dafür seien Flutlichtmasten aufgestellt worden. In einiger Entfernung um das Spielfeld seien sogenannte Eisbärwachen postiert, um für die Sicherheit der Anwesenden zu sorgen. Am vergangenen Freitag wurde außerdem das Eis für alle Wissenschaftler geöffnet. „Einige haben Frisbee gespielt, ein paar haben wieder gekickt", erzählt Rex. Die meisten hätten jedoch Skitouren auf dem Eis unternommen. Auch dabei warten mitunter Gefahren, denn das Eis ist in ständiger Bewegung. „Neben der Polarstern ist ein größerer Riss entstanden, wodurch auch Messgeräte verschoben werden", sagt der Expeditionsleiter. Immer wieder müssten die Stationen - auch die weiter von der Polarstern entfernt liegenden - überprüft werden.

"Polarstern" ist ins Ungewisse aufgebrochen

„Neulich haben wir uns gewundert, weil eine Messstation nur noch unverständliche Daten sendete", erzählt Rex. Als ein Team zu den Geräten gefahren sei, hätten sie entdeckt, dass wohl ein Eisbär mit den Geräten gespielt und sie dabei beschädigt habe. „Eisbären sind immer wieder mal in unserer Nähe", so Rex. Um die Tiere abzuschrecken, habe man extra einen Stolperdraht installiert. Bei einer Berührung wird eine Leuchtrakete ausgelöst, die das Tier erschrecken und so verscheuchen soll. „Das hat bisher gut geklappt."

Auch der erste Advent wurde von den Wissenschaftlern an Bord begangen: Täglicher Tischtennis-Champion wird gekürt

An Bord der Polarstern gibt es jeden Tag ein Tischtennis-Turnier. Der Sieger erhält eine Medaille. „Die wird dann den ganzen Tag lang stolz präsentiert", berichtet Rex. Ob er schon einmal den Sieg erringen konnten, lässt er dabei unerwähnt. Zusätzlich gibt es an Bord des Eisbrechers ein Schwimmbad und eine Sauna, die in den Abendstunden gerne genutzt werden. Rex berichtet auch von regelmäßigen Barabenden. „Die sind unglaublich wichtig, um als Team zusammenzuwachsen", sagt er. Die Wissenschaftler müssten sich kennenlernen, um einander bei den Arbeiten auf dem Eis vertrauen zu können.

Forscher nehmen an den internationalen Klimaprotesten teil und stehen mit einem Banner vor der Polarstern. Auch auf der deutschen Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis demonstrierten Wissenschaftler für mehr Klimaschutz.

Insgesamt verlaufe die Expedition nach Plan und man konnte bereits wertvolle Daten sammeln, so Rex. Auch die Richtung in die die Scholle treibt, habe sich wieder normalisiert. Zunächst sei die Scholle sehr nach Nordwesten gedriftet, was die Wissenschaftler so nicht vorhergesehen haben. „Mittlerweile hat der Wind jedoch wieder gedreht", sagt Rex. „Wir befinden uns im westlichen Teil des vorhergesagten Korridors."

Alles rund um die einzigartige Expedition erfahren Sie auf unserer Sonderseite. Zur Sache

Das ist die Mosaic-Expedition

Es ist die bislang größte Arktisexpedition: Unter der Leitung von AWI-Atmosphärenphysiker Markus Rex soll das Forschungsschiff „Polarstern" ein Jahr lang quer durch das Eis driften. Die Forscher lassen sich mit dem deutschen Eisbrecher „Polarstern" in der Arktis einfrieren. Das Ziel ist mehr Wissen zum Weltklima. Auf der Expedition erforschen Wissenschaftler aus 17 Nationen die Arktis im Jahresverlauf. Sie überwintern in einer Region, die in der Polarnacht nahezu unerreichbar ist. Dabei bestimmt allein die Naturgewalt des driftenden Meereseises die Route, auf der das Forschungsschiff „Polarstern" unterwegs ist.

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