Annemieke Hendriks wohnt in einem verwinkelten Altbau in Berlin-Friedrichshain. Ihr Balkon ist überwuchert, an die Hauswand drücken sich zwei Pflanzen, die reichlich Tomaten tragen. Die kirschgroßen roten Früchte sind noch immer saftig. Doch die Niederländerin ist überzeugt: Die Zucht sei ihr nicht besonders gut gelungen. Aber die ungarische Gewürzpaprika direkt neben der Tür, die schmecke fantastisch.
ZEIT ONLINE: Wo kommen denn europaweit die meisten Tomaten her?
Hendriks: Etwa zwei Drittel der europäischen Tomaten werden in Spanien und Italien produziert. Aber die werden mehrheitlich* nicht frisch exportiert, dafür sind sie gar nicht geeignet. Die Italiener und Spanier essen ihre Tomaten entweder selbst oder verarbeiten sie direkt weiter, zu Pastasoße oder Dosentomaten. Von den Tomaten, die in den Niederlanden produziert werden, werden hingegen 90 Prozent frisch exportiert - die Hälfte nach Deutschland, gefolgt von England. Wir sind zusammen mit Mexiko Tomatenexportweltmeister. Dabei werden ein Drittel der Tomaten, die die Niederlande exportiert, vorher importiert.
ZEIT ONLINE: Tomaten brauchen vor allem Sonne, um lecker zu werden. Nicht unbedingt etwas, das ich mit Holland verbinde ...
Hendriks: Zwischen Den Haag und Rotterdam, an der Nordseeküste, liegt Westland, das größte Glasgewächshausgebiet der Welt. Und dort, sagen die Züchter, sei die Sonne enorm stark. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden dort sogar viele Weintrauben angebaut. Weil es aber irgendwann zu viel Konkurrenz gab und man viel Erfahrung mit Gewächshäusern hatte, stieg man auf Tomaten um.