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Endlich Wertschätzung für die Eisbärinnen

Die Frauen-Bundesliga gehört jetzt zum Spitzensport                                                              


Die Frauen-Bundesliga gehört nach neuster Zuordnung des Eishockey-Verbands zum Spitzensport. Für die Eisbären Juniors ist das überlebenswichtig.


Die fünfmalige Deutsche Meisterin und ehemalige Nationalspielerin Nina Kamenik ist es leid, dass mit ihrem Team, den Frauen der Eisbären Juniors, nach Amateurstandards verfahren wird. „Wir sind Spitzensportlerinnen und wollen auch so behandelt werden", sagt die 35-Jährige.

Denn die Saison der Eishockey-Bundesliga startete äußerst professionell. Die erarbeiteten Hygienekonzepte sorgten für einen reibungslosen Ablauf und Kamenik und ihre Teamkolleginnen kamen mit einem Sieg gegen die Memmingen Indians langsam in Fahrt.

Doch dann kam der Teil-Lockdown und mit ihm die Angst um einen erneuten Saisonabbruch. „Im nächsten Jahr steht die WM und die Olympia-Qualifikation an. Die Mädels müssen also unbedingt Spielpraxis sammeln", warnt Kamenik. Doch zunächst war unklar, ob die Bundesligisten nun zum Amateur- oder Spitzensport zählen.

Torsten Szyska, Teamchef der Berlinerinnen, vertritt in dieser Debatte eine klare Meinung. „Wir gehören zwar nicht zum Profisport, von den Eintrittsgeldern unserer Heimspiele können wir höchstens unsere Weihnachtsfeier finanzieren. Aber die Spielerinnen vertreten schließlich ihr Land bei Olympia. Folglich gehören sie zum Spitzensport."

Das erkannte der Verband jetzt an. Anfang letzter Woche wurde in einer überraschenden internen Meldung verkündet, dass die Frauen-Bundesliga künftig zum Spitzensport zugeordnet wird und deshalb auch unter die Ausnahmeregelung der Corona-Verordnung fällt. „Das war eine echte Überraschung", sagt Szyska, „aber nur weil wir theoretisch spielen dürfen, sind noch lange nicht alle Probleme gelöst."

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Während bei den Männern auch an diesem Wochenende bis in die drittklassige Oberliga gespielt wird, gibt es bei den Frauen ganz andere Probleme. Zu Zeiten des Teil-Lockdowns wird jede Auswärtsfahrt zur Herausforderung. „Die meisten Hotels machen diesen Monat komplett dicht", erzählt Szyska.

Auch bei der Verpflegung muss er momentan abwägen, ob sich Auswärtsspiele in Planegg oder Memmingen überhaupt lohnen: „Sollten Hotels noch offen haben, bieten die meist kein Frühstück mehr an. Wenn wir uns darum auch noch kümmern müssen, können wir es eigentlich ganz sein lassen."

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie - wie auch Politik und Kultur - in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de] "Die Zuordnung erlaubt uns zumindest, zu trainieren"

An diesem Samstag beraten sich Vertreter aller Bundesligisten mit der Verbandsspitze über eine Lösung für die nächsten Wochen.

Dass die Liga trotz theoretischer Spielerlaubnis und all der ehrenamtlichen Bemühungen doch noch unterbrochen werden muss, ist nicht ausgeschlossen.

Szyska bleibt trotzdem optimistisch: „Die Unterbrechung würde nicht ewig dauern. Wenn wir im Notfall auf unsere Play-offs verzichten, haben wir genug Zeit, die Spiele nachzuholen. Die neue Zuordnung erlaubt uns ja zumindest, weiter zu trainieren." Auch für Kamenik ist die Zuordnung zum Spitzensport wichtig. „Klar, man hätte sich diese Wertschätzung schon früher gewünscht, aber ich freue mich trotzdem sehr. Es ist ein schönes Gefühl, dazuzuzählen."

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