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Container-Krise rollt auf Europa zu: Droht jetzt der Mega-Stau in unseren Häfen?

Stau vor Chinas Küste: Schiffe lagen im April dicht an dicht vor Anker in Shanghai. Der Welthandel kam ins Stocken. Grund dafür war der strenge Lockdown in der Millionenmetropole Shanghai. Ergebnis: Containerstau an Land und Schiffstau auf dem Wasser.

Mittlerweile hat sich die angespannte Situation in fast allen Häfen aufgelöst; Hunderte der verspäteten Containerfrachter befinden sich auf der wochenlangen Reise zurück in die Heimat - und wieder könnte es eng werden.

Jetzt droht Europa der Stau-Hammer! Auch die Häfen in Hamburg und Bremen könnten diese anrollende Welle an Containerschiffen hart zu spüren bekommen.

Mitte April gab es einen Schiffstau vor Chinas Häfen (hier: Shanghai)Foto: MarineTraffic

Hintergrund: Der internationale Handel auf dem Seeweg ist hochkomplex. Containerschiffe fahren strikt nach Plan und schon kleinste Abweichungen davon können einen Dominoeffekt auslösen und massive Folgen nach sich ziehen. Das erste Mal kam der Welthandel auf dem Seeweg ins Wanken, als China im ersten Lockdown alles dichtmachte. Der letzte Lockdown in Shanghai war ebenfalls weltweit zu spüren.

Ein Containerschiff benötigt normalerweise 30 bis 35 Tage, um von Shanghai nach Europa zu gelangen, so Rainer Horn, der Sprecher der Reederei Hamburg Süd. Die Stauschiffe von Shanghai erreichen unsere Küsten damit in etwa vier Wochen. Allerdings verzögert sich die Reise von Asien nach Europa aktuell, „das schlechte Wetter der letzten Tage verlängert die Reise nach Europa" heißt es weiter. Doch schon jetzt sind die Häfen von Europa mehr als ausgelastet.

In Hamburg arbeitet man aktuell „mit einer Hochlast an Personal und Technik daran, die Verweildauer so kurz wie möglich zu halten", sagte der Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Hans-Jörg Heims, zu Bild. „Kleinere Schiffe fertigen binnen eines Tages ab, für größere benötigen wir maximal 54 Stunden", so Heims. Wenn die großen Häfen Europas, so wie der Hamburger Hafen, von den ankommenden Frachtern aus China überrollt werden, bedeutet das Chaos für die Lieferketten. Das kann sogar Auswirkungen auf das kommende Weihnachtsgeschäft haben, so wie im vergangenen Jahr, als Spielekonsolen Mangelware waren.

▶︎ Immerhin ist China ist der größte Handelspartner des Hamburger Hafens. 2021 tauschten beide Häfen insgesamt 2,56 Millionen Container aus. Die größte deutsche Linienreederei Hapag-Lloyd importiert aus China derzeit hauptsächlich Möbel, Elektrotechnik und Haushaltswaren für Nordeuropa. Shanghai (26 Millionen Einwohner) ist mit seinem Hafen ein Zentrum des Welthandels; 47 Millionen Container wurden letztes Jahr dort umgeschlagen.

Die Lage in Shanghais Hafen ist hingegen wieder einigermaßen unter Kontrolle. Die Wartezeiten für Schiffe haben sich fast wieder normalisiert: 48 Stunden dauert die Abfertigung nach Angaben der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd.

Dass die bereits jetzt ausgelasteten Häfen in Europa in ein paar Wochen noch mehr zu tun bekommen, glaubt auch Handelsexpertin Lisa Flatten von der GTAI (Germany Trade and Invest). Sie warnt bei BILD: „Wir rechnen damit, dass der Stau vor deutschen Häfen ab Mitte Juni noch zunehmen wird".

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