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Aus dem Spotlight

Eine Hügel im Nebel, ein paar Bäume, dazu eine Wiese, bedeckt von bunten Blättern. Ganz am rechten Rand hockt noch ein Gebäude, es ist das Dominikanerkloster Sainte – Marie de La Tourette, Le Corbusiers vielgerühmte Beton-Ikone. Für einen Architekturfotografen ist dieser Bildaufbau ungewöhnlich, ja mutig. Aber Richard Pare hat eben einen anderen Blick. Er inszeniert Gebäude nicht als monumentale Prestige-Bauwerke, sondern zeigt sie in ihrer Umgebung, mitsamt den Spuren ihrer Bewohner.
Mit seinem Blick über Blumenwiesen lässt der Brite etwas anderes ahnen als schiere Größe: Ruhe und Einkehr. Man kann sich vorstellen, wie Le Corbusier einst selbst über diese Felder stapfte, bevor er den rund hundert Mönchen 1953 ihr Kloster entwarf.
Auch wenn Richard Pare mit seinem 2007 erschienenen Fotoband über russische Avantgarde-Architektur bekannt wurde (und die zunehmend verfallenden Gebäude damit dem Vergessen entriss), konzentriert sich die Ausstellung „Living Labaratory“ in der Londoner Galerie PM Gallery & House auf Bilder der Bauten von Le Corbusier und Konstantin Melnikow. Dabei ist gut zu erkennen, wie Pare auf Bohei und inszenierte Beleuchtung verzichtet. Lieber wartet er vier Stunden in der Kälte auf den perfekten Sonnenuntergangsmoment und jene Dinge, die andere Fotografen gerne vorher wegschaffen oder hinterher retuschieren, setzt der 1948 geborene Engländer lapidar ins rechte Licht: Auf einer Aufnahme in Le Corbusiers Pariser Büro blickt man durch das geöffnete Fenster geradewegs auf den gelben Baukran davor, im Gang des Justizpalasts, den Le Corbusier für die indische Stadt Chandigarh entwarf, flankieren unschöne Grünpflanzen den Weg - und im Haus des russischen Architekten Konstantin Melnikow sieht man den Putz im Atelier abbröckeln. Selbst wenn man die Architekturen bestens kennt, lohnt sich ein Besuch bei „Living Labaratory“. Denn durch Pares Kamera erscheint so manches Haus in neuem Licht, ohne dass dafür künstliches gebraucht wird.

Living Laboratory: Richard Pare on Le Corbusier and Konstantin Melnikov
21.3. bis 11.5.2014 in der PM Gallery & House in London
ealing.gov.uk

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