Wenn
man jetzt mit offenen Augen durch Wälder, Parkanlagen oder auch nur
durch die Stadt geht, wird man immer wieder tote Bäume sehen. In den
vergangenen beiden Sommern hat es extrem wenig geregnet und manche
Bäume sind schlichtweg verdurstet. Aber auch die lebenden Bäume
sind von den vergangenen Jahren vorgeschädigt oder zumindest
gestresst. Können wir den Bäumen helfen? Sollte man im Garten Bäume
gießen? Darüber hat sich Iris Milde für unseren Verbrauchertipp
schlau gemacht.
Hans-Olaf Schröder
„In der Regel kann sich die Natur da selber helfen. Das sind ja alles Pflanzen, die sind ja sowas in der Regel gewohnt oder müssen sich daran gewöhnen. Insofern kann die Natur viel mehr, als wir denken. Nur wir können ihr ein bisschen helfen und man kann ihr bisschen den Stress nehmen.“
Autorin
Hans-Olaf Schröder führt die Schröder-Baumschulen in Thedinghausen bei Bremen. Vor allem komme es bei Bäumen auf das Alter an, ob man sie wässert oder nicht. Je älter ein Baum, desto besser konnte er sich im Laufe der Jahre an Wetterextreme anpassen. Ein frisch gepflanzter oder junger Baum hingegen, muss unbedingt gegossen werden:
Hans-Olaf Schröder
„Dann kann ich nicht davon ausgehen, dass die Pflanze schon viele Wurzeln gebildet hat. Die muss ja erst anfangen. Dann würde ich es einmal richtig einschlemmen die Pflanze, damit sich der ganze Boden auch schön um die Wurzeln herum setzt, und dann würde ich vielleicht wöchentlich das einmal machen. Je nach Pflanzgröße, das können zehn Liter sein, es können aber auch 15 oder 20 Liter sein bei einem großen Baum.“
Autorin
Der Baumschüler hält jedoch nichts davon, ältere Bäume zu verhätscheln, indem man sie regelmäßig gießt. Moderater Trockenstress sei nützlich, weil die Pflanze dann ein breites Wurzelgeflecht ausbildet und damit selbst Wasserquellen erschließt. Wenn es lange nicht geregnet hat, empfiehlt Hans-Olaf Schröder die Spatenprobe, um ein Gefühl für den Boden zu bekommen.
Hans-Olaf Schröder
„Einfach mal ein zwanzig, dreißig Zentimeter tief in den Boden ein Loch buddeln und sich einfach mal angucken, wie sieht das eigentlich aus im Boden. Ist das noch feucht, ist das trocken da drinnen alles?“
Autorin
Wenn der Boden staubig ist oder der Baum bereits deutliche Anzeichen von Trockenstress zeigt, indem er die Blätter hängen lässt, die Blätter gelblich werden oder er sie sogar abwirft, dann muss gehandelt werden, so Hans-Olaf Schröder:
Hans-Olaf Schröder
„Dann läuft da drunter ein Regner die ganze Nacht. Dann hat man mal eine Vorstellung, was ich meine mit "Wässern". Das ist dann wirklich den Boden einmal richtig nass machen. Und dann erholen sich die Bäume auch. Das mache ich dann die nächsten zwei, drei Wochen auch nicht wieder, keine Angst! Das wird einmal gemacht, aber es wird richtig gemacht.“
Autorin
Wichtig ist, die Erde nicht nur am Stamm zu durchfeuchten, sondern auf der gesamten Breite der Baumkrone. Denn dort, im Außenbereich, befinden sich die feinen Faserwurzeln, die das Wasser aufnehmen. Großflächig wässern, das geht fast nur im eigenen Garten. Wer einen Straßenbaum vor dem Haus hat, kann diesem trotzdem etwas Gutes tun, sagt Steffen Löbel vom Amt für Stadtgrün der Stadt Dresden.
Steffen Löbel
„Straßenbäume sollte man unterstützend gießen. Jeder Eimer Wasser hilft natürlich, aber es sollten so fünfzig bis achtzig Liter sein. Wir selber geben jedes Mal einhundert Liter an den Baum.“
Autorin
Straßenbäume haben es oft schwerer. Sie müssen sich durch steinigen Boden arbeiten, sind begrenzt von der Fahrbahn und können deshalb oft keinen umfangreichen und gleichmäßigen Wurzelballen ausbilden. Deshalb, so Steffen Löbel, gilt für Stadtbäume:
Steffen Löbel
„Den Baum gießt man im Wurzelbereich, direkt am Stamm, da ist es am günstigsten. Lieber einmal tiefgründig wässern mit mehr Wasser als zu viel oberflächlich. Das dringt dann tiefer in den Wurzelraum ein und ist besser für den Baum.“
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