Im Baumarkt, beim Gärtner oder Blumenladen um die Ecke – überall locken kleine Töpfchen mit Primeln, Stiefmütterchen, Tulpen und Narzissen. Wer Balkonkästen oder Pflanzschalen mit Frühblühern füllen möchte, kann damit jetzt schon loslegen. Viele Blumenerden, die es zu kaufen gibt, enthalten jedoch Torf. Warum man auf Torf lieber verzichten sollte und wie das geht, verrät Ihnen Iris Milde im Verbrauchertipp.
"Torf ist Boden, der aus dem Moor stammt. Torf wächst sehr, sehr langsam, ein Zentimeter pro hundert Jahre sind das. Man kann in einem kleinen Stück Torf, in so einem kleinen Brikett einen ganzen Wald derselben Fläche unterbringen, der hundert Jahre alt ist. Also so viel CO2, Energie und andere klimaaktive Gase stecken da drin."
Erklärt Marja Rottleb vom Naturschutzbund NABU Deutschland. Beim Abbau von Torf werden enorme Mengen Klimagase freigesetzt, was den Treibhauseffekt verstärkt. Außerdem sind Moore Lebensraum für viele seltene und bedrohte Tierarten. Ein Drittel des in Deutschland für den Pflanzenbau verwendeten Torfs geht auf das Konto von Hobbygärtnern, so NABU-Gartenexpertin Marja Rottleb.
"Als Verbraucher kann man auf jeden Fall was machen, indem man Erde kauft, die torffrei ist."
Inzwischen gibt es in vielen Bau- oder Gartenmärkten mindestens ein torffreies Produkt. Meist ist das allerdings etwas teurer als herkömmliche Erden mit Torf.
"Eine Sache, worauf man auch noch achten sollte, ist, dass Bio-Erde nicht gleich torffreie Erde ist. Also, wer auf Nummer Sicher gehen möchte, der dreht den Sack um und schaut hinten auf die Inhaltsstoffe, ob denn wirklich kein Torf enthalten ist."
Oft sei es aber gar nicht nötig, neue Blumenerde zu kaufen, meint Stephan Wartenberg, Referatsleiter Zierpflanzenbau beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.
"Zum Beispiel bei Balkonkästen ist es eigentlich nicht erforderlich, dass Sie jedes Mal vollständig das Substrat austauschen. Sie sollten die Pflanzen, die kein Zierwerk mehr haben oder die vielleicht auch abgestorben sind, entfernen, vielleicht etwas auflockern, ein paar Nährstoffe ergänzen über eine Düngung und dann einen großen Teil des Substrates einfach weiter verwenden."
Im eigenen Garten kann problemlos auf Torf verzichtet werden, wenn man sich an die Faustregel hält: "Kein Halm verlässt den Garten". Gras, Laub, abgeschnittene Pflanzenteile, kleingehäckselte Äste - alles, was im Garten an organischem Material anfällt, kann kompostiert werden. Wichtig ist, dass die Bestandteile gut gemischt werden. Um den Stickstoffgehalt zu verbessern, kann man gern ab und zu etwas Dünger oder Hornspäne untermengen, rät Zierpflanzenexperte Stephan Wartenberg. Besonderer Tipp: Setzen Sie oder ab und an einen Regenwurm auf ihrem Kompost aus.
"Sie sind gut, wenn Sie den Kompost zwischendurch, so nach anderthalb Jahren wenigstens einmal umsetzen. Dadurch wird er gemischt. Da werden Sie sehen, wer alles mitarbeitet und Sie liefern denen allen nochmal neue Verhältnisse, dass die Rotte beschleunigt wird. Und dann nach zwei Jahren vielleicht haben Sie dann einen guten Kompost."
Alte Blumenerde aus Balkonkästen oder Blumentöpfen kann zusätzlich zum Kompost in den Gartenbeeten untergegraben werden. Kniffliger wird es bei Stauden wie Azaleen oder Rhododendren, die sauren Boden lieben.
"Wenn Sie in ihrem Garten selber zum Beispiel eine Fichte haben oder einen Nadelbaum haben, dann können Sie das tun, was Sie sonst nicht dürfen, und auch nicht sollten, nämlich Sie können unter diesem Nadelbaum ein Stück von diesem Humus dort zusammenkratzen und das in die Pflanzgrube, für den Rhododendron zum Beispiel, mit einarbeiten."
Außerdem gibt es im Handel Spezialdünger und torffreie Spezialerden für verschiedene Kulturen, so Stephan Wartenberg, mit denen man auch gute Ergebnisse erzielen kann.
Zum Nachhören: https://www.deutschlandfunk.de/alternative-substrate-gaertnern-ohne-torf.735.de.html?dram:article_id...
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