Vor Kurzem hat der sächsische Kultusminister Christian Piwarz (CDU) das neue Handlungskonzept für politische Bildung vorgestellt. Es soll zukünftig nicht nur mehr Stunden für politische Bildung im Lehrplan geben, die politische Kultur in der Schule soll sich grundsätzlich ändern. Ein Vorschlag ist, dass Schüler sich auch sozial engagieren. In einer Schule in Sachsen ist soziales Engagement schon seit vielen Jahren Teil des Unterrichts. Iris Milde stellt sie vor.
Atmo
Singen: Es tönen die Lieder...
Autorin
An diesem Mittwoch ist Musiknachmittag im Altenpflegeheim Hugo Tzschucke in Meißen. Die Cafeteria ist bis auf den letzten Platz besetzt. Vorn tanzen vier Jugendliche und zwei Sozialarbeiterinnen zum Gesang der Senioren im Kreis.
Atmo
Klatschen, „So, ich glaube, jetzt haben sie sich alle den Kaffee verdient“, Kaffeetrinken
Autorin
Dann folgt geselliges Beisammensein. Die Jugendlichen schenken Kaffee aus und verteilen Kuchen.
Helene
Will jemand von Ihnen noch Kuchen haben?
Autorin
Helene geht in die 9. Klasse des Landesgymnasiums für Hochbegabtenförderung St. Afra in Meißen. Jeden Mittwoch Nachmittag kommen sie und ihre drei Mitschüler ins Pflegeheim und tun das, wofür die Pfleger oft keine Zeit haben.
Helene
Meist Leuten vorlesen, mit denen irgendwelche Spiele spielen, nachmittags mit Aushelfen generell. Ja, es ist schon anstrengend, weil teilweise erinnern sie sich nicht so gut an irgendwelche Dinge, aber man schafft es schon eigentlich.
Autorin
Die Schüler sitzen verteilt im Raum zwischen den älteren Leuten. Nach dem Kaffeetrinken helfen sie, die Bewohner wieder auf ihre Zimmer zu bringen. Jede Hand werde gebraucht, sagt Sozialarbeiterin Ute Leipner.
Leipner
Es ist eine Hilfe, wenn eine gewisse Einarbeitung da ist und auch der Wille der Schüler, diese Menschen kennenzulernen, die teilweise dement sind.
Autorin
Jeder Schüler der 9. und 10. Klasse des Landesgymnasiums für Hochbegabte nimmt an den sogenannten „Services“, also sozialen Diensten teil. Diese sind schon seit der Gründung der Schule im Jahr 2001 Teil des Bildungsprogramms, erzählt Schulleiterin Ulrike Ostermaier.
Ostermaier
Wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, dass zur Persönlichkeit eben nicht nur Wissen gehört, sondern Anwendung und Engagement, Bewusstheit, in welcher Gemeinschaft lebe ich.
Autorin
Die Schüler können aus einem breiten Spektrum von Angeboten wählen. Das reicht von Hausaufgabenhilfe in anderen Schulen bis zur Mitarbeit in Kindergärten, im Tierheim, im Stadtarchiv oder auf dem Weinberg. Besonders eindrücklich, so die Schulleiterin, sei für die überdurchschnittlich intelligenten Schüler zum Beispiel die Mitarbeit in der „Arche“.
Ostermaier
Also so eine Kindereinrichtung, die eine Hausaufgabenbetreuung und eine Freizeitbetreuung für benachteilige Schüler macht. Und wenn da unsere Schüler hinschickt, die mit anderen zusammen Hausaufgaben machen, dann ist zum Beispiel eben die Zusammenarbeit mit der Arche immer eine, die für die Kinder bleibt als Erfahrung fürs ganze Leben.
Autorin
Das sächsische Kultusministerium spielt mit dem Gedanken, soziales Engagement generell in den Ausbildungsplan in sächsischen Schulen zu integrieren. Grundsätzlich eine gute Idee, sagt Schulleiterin Ostermaier, warnt aber vor den Schwierigkeiten.
Ostermaier
Das ist gut zu überlegen, weil das wird natürlich dann auch ein Massengeschäft. Man braucht auch da Partner, mit denen man das tut und dann stellt sich ja auch die Frage, wer organisiert das, wer bereitet das vor usw.
Autorin
Nicht nur für die Schule, auch für die soziale Einrichtung bedeutet die Aufnahme von Schülern einen hohen personellen Aufwand, denn die Schüler müssen angeleitet werden. Allein genügend Einrichtungen zu finden, um ganze Klassen unterzubringen, wäre also eine große Herausforderung.
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