Etwa ein Viertel aller Auszubildenden brechen ihre Ausbildung ab. Grund dafür sind oft auch falsche Erwartungen an die Ausbildung oder Konflikte im Betrieb. Eine Schule in Dresden setzt genau da an und will Azubis in speziellen Ferienkursen auf ihre Ausbildung vorbereiten. Nun hat der erste Kurs begonnen. Iris Milde war dabei.
Autorin
Neun angehende Azubis sitzen im U um Dozentin Sabine Sambill. Sie alle beginnen im Herbst ihre Ausbildung im Einzelhandel und drücken schon in den Ferien freiwillig die Schulbank. Das Thema der Kurseinheit sind Erwartungen an die zukünftige Ausbildung.
Sambill
Sie können noch so einen gut bezahlten Job haben, wenn das Arbeitsklima nicht passt, werden Sie irgendwann keine Lust mehr haben, da zu arbeiten.
Autorin
Der Brückenkurs „Start Dual“/Starte dual ist ein Pilotprojekt der Akademie für Wirtschaft und Verwaltung in Dresden und soll angehenden Lehrlingen den Start in die Ausbildung erleichtern, so Projektleiterin Diana Jakob.
Jakob
Die Auflösungsquote von Verträgen liegt bei um die 25 Prozent. Es ist sehr verschieden, was die einzelnen Berufe angeht. Also die Spanne ist von fünf bis 50 Prozent. Und der Einzelhandel ist ein zahlenmäßig sehr großer Bereich. In der Stadt Dresden sind es allein so um die 400 pro Jahr, die da anfangen.
Autorin
Jede Ausbildung kostet Geld. Geld, das mit einem Ausbildungsabbruch verloren ist. Gleichzeitig fehlt den Unternehmen dringend benötigtes Personal und Ersatz ist oft nicht leicht zu finden, da die Bewerberzahlen sinken. Vor allem größere Unternehmen haben deshalb eigene Programme gestartet, um Lehrlingen die Ausbildung zu erleichtern. Zum Beispiel mit Nachhilfeunterricht oder indem sie den Jugendlichen Mentoren an die Seite stellen. Doch oft sind es keine fachlichen Gründe, an denen die Ausbildung scheitert, so Diana Jakob.
Jakob
Das können gesundheitliche Gründe sein, also dass man einfach körperlich überlastet ist. Es können Leistungsgründe sein, wobei schulische Gründe eher selten eine große Rolle spielen und es sind häufig tatsächlich aber auch Konflikte in der Ausbildung, die nicht gelöst werden können, einfach weil die Kommunikation nicht klappt.
Autorin
In dem einwöchigen Brückenkurs soll es deshalb vor allem um das Thema Konfliktlösung und Kommunikation mit Kunden und Kollegen gehen. Aber auch Erwartungen an den Beruf stehen auf dem Kursplan. Denn viele Neulinge wüssten nicht, worauf sie sich einlassen, so Kerstin Liebstein, Aubildungsleiterin der Biokette Vorwerk Podemus, deren Lehrlinge den Kurs besuchen.
Liebstein
Also ich merke ganz oft, dass die jungen Leute anfangen und haben keine Ahnung, worauf sie sich eigentlich eingelassen haben und sind dann ganz erschrocken, dass sie da sofort in Kundenkontakt gehen, sind mit vielen Situationen völlig überfordert.
Autorin
Wenn die Fronten einmal verhärtet sind, sei es oft schon zu spät. Firmenvertreterin Liebstein erhofft sich deshalb von dem Kurs, dass Konflikte in Zukunft durch bessere Kommunikation vermieden werden können. Das hofft auch Teilnehmerin Monique Schöne, die nun ihre zweite Ausbildung beginnt.
Schöne
Gerade, was jetzt so im Team, unter Kollegen angeht, weil ich da bisschen meine Defizite habe und schlechte Erfahrungen gesammelt habe.
Autorin
Doch zum Konflikt gehören immer Zwei. Deshalb bietet die Akademie für Wirtschaft und Verwaltung bereits entsprechende Kurse für Ausbilder an. Die Mittel für den ersten Brückenkurs für Azubis kommt aus dem Europäischen Sozialfond. Sollte sich das Projekt bewähren, will die Akademie die Brückenkurse fest ins Programm aufnehmen.
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