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Coronavirus: Bleiben uns diese 13 neuen Gewohnheiten?

Kein Handschlag, dafür eine Begrüßung mit dem Fuß: So wie die Frauen in diesem Kieler Altenheim machen es viele. Diese neue Gewohnheit wird uns wohl eine Weile erhalten bleibenFoto: Frank Molter / dpa

Wir alle werden glücklich sein, wenn die Corona-Pandemie irgendwann ein Ende hat. Doch wir werden sie nicht einfach so abschütteln können, denn vieles hat sich gründlich verändert. Wir schütteln keine Hände mehr, waschen sie dafür andauernd, telefonieren wieder mehr und gehen zum Sport nach draußen statt ins Fitness-Studio. Ein paar dieser neuen Gewohnheiten werden wahrscheinlich bleiben - und zwar nicht nur als Erinnerung ...

66 Tage dauert es, bis wir eine neue Gewohnheit verinnerlicht haben. Die norwegische Zeitung „Aftenposten" berichtet über die Ergebnisse der britischen Forscherin Pippa Lally: 2009 hat sie 96 Personen dabei beobachtet, wie schnell sie sich eine neue Gewohnheit zulegen konnten. Die Einzelwerte reichten von 18 bis 254 Tagen. Der Durchschnitt lag bei 66 Tagen. Dies entspricht in etwa der bisherigen Dauer der Corona-Krise, in der wir uns an vieles gewöhnen mussten.

13 Gewohnheiten, die nach Corona bleiben könnten

* Das eigene Land entdecken! Geschlossene Grenzen, eingeschränkte Reisemöglichkeiten - all das hat dazu geführt, dass man sich die Karte des eigenen Landes näher anschaut. Urlaub in der Heimat ist am ehesten machbar - und weil die Reisezukunft ungewiss ist, wird er wahrscheinlich beliebt bleiben.

* Muss ich wirklich fliegen? Flugreisen waren schon einige Zeit aus Klimaschutzgründen verpönt. „Flugscham" ist ein Begriff, der 2019 entstand. Corona stürzte die Fluggesellschaften in ihre schwerste Krise, touristische Flüge wurden nahezu komplett gestrichen. Werden wir nie mehr sagen: „Ich fliege mal schnell übers Wochenende nach Barcelona?"

* Geschäftsreisen müssen nicht sein. Es geht offenbar auch ohne, das sehen wir seit Wochen. Viele Geschäftsreisen erwiesen sich früher im Nachhinein eh als Zeitverschwendung. In der Corona-Krise sind Videokonferenzen der Standard - und das klappt! In etlichen Unternehmen könnte es nicht zuletzt aus Kostengründen dabei bleiben.

* Händeschütteln ist Tabu. Dabei wird es vorerst bleiben, um die Infektionsgefahr zu minimieren. Aber es wird zurückkommen, da ist sich Erik Arntzen vom Osloer Institut für Verhaltensforschung sicher. „Das Händeschütteln ist zu sehr in unserer Kultur verankert."

* Outdoor statt Indoor. Fitness-Studios standen lange leer. Dafür sah man immer mehr Jogger und Radfahrer. Hier sind die Fachleute geteilter Meinung. Auch nach der Finanzkrise 2008 standen viele Fitness-Center leer. Die Kunden kamen jedoch zurück. Es reichen schon ein paar Wochen mit schlechtem Wetter.

* Homeoffice als fester Arbeitsplatz. Zu Hause zu arbeiten könnte in einigen Berufen eine langfristige Lösung sein. Die Corona-Erfahrung zeigt: Es funktioniert bei vielen besser als erwartet! Perspektivisch könnten Unternehmen dadurch sogar Geld sparen. „Mehr und mehr Arbeitgeber sehen das als dauerhafte Möglichkeit", meint Anne Sandtorp von der Unternehmensberaterfirma Simployer.

* Neuer Respekt für das Pflegepersonal und alle Dienstleister. Man hat für sie alle geklatscht - für Krankenschwestern, die keine Pause einlegten. Für Taxifahrer, die trotz Pandemie wichtige Fahrten unternahmen und für all die anderen, die dafür sorgten, dass das Leben weiterging. Dieser Respekt sollte bleiben!

* Die Wiederentdeckung des Telefons! Vor Corona gab es mehr schnelle Textmitteilungen als Anrufe. „Kommst du?", „Ja", „Nein". Weniger Menschen persönlich zu treffen, hat viele dazu gebracht, mal wieder anzurufen, auch wenn es nur um kurze Mitteilungen ging. Es tat einfach gut, mal wieder mit jemandem zu plaudern. Eine norwegische Untersuchung zeigte, dass die Norweger während der ersten vier Corona-Wochen doppelt so oft telefonierten wie vorher! Dann fiel die Zahl etwas, hat sich im Moment aber auf 33 Prozent mehr als früher eingependelt. Vielleicht bleibt es dabei.

* Hamstern als normales Kaufverhalten? Die meisten Staaten teilen ihrer Bevölkerung immer wieder mal mit, was man für den Notfall im Haus haben sollte. Doch die wenigsten Bürger richten sich danach. Corona hat da einiges geändert. Wahrscheinlich werden in vielen Familien in Zukunft immer genügend Grundnahrungsmittel, Batterien und Wasser im Haus sein. Und Klopapier natürlich auch.

* Homeschooling für alle Kinder und dauerhaft? Eigentlich undenkbar und nicht wünschenswert. Der soziale Kontakt ist für Kinder enorm wichtig. Aber die Krise kann dazu führen, dass die Schulen digitalisierter arbeiten, der Umgang mit Tablets und Laptops endlich Standard wird.

* Bei einer Erkältung zu Hause bleiben. Damit haben früher viele gezögert, manche sahen die Krankmeldung sogar als Zeichen von Schwäche. Wer was erreichen wollte, schleppte sich auch halb krank ins Büro. Ganz falsch! Heute bleibt man bei den ersten Symptomen zu Hause und isoliert sich, es könnte ja Corona sein. Das könnte so bleiben - allerdings ist das nicht ganz einfach, da nicht jeder Arbeitnehmer einfach zu Hause bleiben kann. Hier ist die Entwicklung davon abhängig, welche Einstellung Krankenkassen und Arbeitgeber in Zukunft haben.

* Die neue Sparsamkeit. Auf einmal blieben bei vielen die Einnahmen aus: Kurzarbeit, Zukunftssorge, Jobverlust. Doch nicht jeder hat einen Notgroschen, um schlechte Zeiten zu überbrücken. Im reichen Norwegen gibt es sogar europaweit die wenigsten Sparer. Erste Analysen zeigen, dass die meisten im Moment weniger Geld ausgeben. Manche, weil sie keines mehr haben, manche aber auch, weil sie nun lieber sparen und Shopping nur so aus Spaß zurzeit eben kaum Spaß macht. Wahrscheinlich werden sich nach der Krise einige mehr als früher das finanzielle Polster für unerwartete Krisen zulegen.

* Hände waschen nicht vergessen! Eine Untersuchung vor der Corona-Zeit zeigte in Norwegen: 62 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen wuschen sich nach einem WC-Besuch NICHT die Hände. Nun gehört das Waschen der Hände zur Routine, und so sollte es auch bleiben.

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