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Trumps Grönland-Pläne empören Dänen: „Er muss verrückt geworden sein"

US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampf-Veranstaltung in Manchester, New HampshireFoto: JONATHAN ERNST / Reuters

Fast hätten sich die Dänen am Freitagmorgen beim Kaffeetrinken verschluckt. Was da als erste Nachricht des Morgens zu lesen oder zu hören war, klang grotesk. Laut „Wall Street Journal" denkt US-Präsident Donald Trump (73) darüber nach, ob er sich Grönland schnappen könnte.

Die Idee, die größte Insel der Welt zu kaufen, habe er schon länger, berichtet das renommierte Wirtschaftsblatt und beruft sich auf Quellen aus dem Umfeld des Präsidenten. Die Überlegungen sollen Forschungsmöglichkeiten, Militärpräsenz in der Arktis und Bodenschätzen gelten. Grönland (knapp 56 000 Einwohner) gehört zu Dänemark: Staatsoberhaupt ist Königin Margrethe II. von Dänemark, Regierungschef der Sozialdemokrat Kim Kielsen.

Trumps Idee ist nicht ganz neu: Einer seiner Vorgänger, Präsident Harry Truman, hatte bereits 1946 einen Kauf Grönlands für 100 Millionen Dollar angeregt. „Er muss verrückt geworden sein" - das war die spontane Reaktion des dänischen Parlamentariers und Grönland-Sprechers Sören Espersen. „Falls das wirklich stimmen sollte, ist das ein Beweis dafür, dass er verrückt geworden ist. Schon der Gedanke, dass Dänemark gut 50 000 Mitbürger an die USA verkaufen könnte, ist verrückt. Das sind unsere Landsleute." Empörung in allen Parteien

★ Martin Lidegaard von der Sozialliberalen Partei und ehemaliger Außenminister sprach von einem „grotesken Vorschlag". „Wir sprechen von echten Menschen, und man kann Grönland nicht einfach wie eine alte Kolonialmacht verkaufen".

★ Pernille Skipper von der grün-linken „Enhedsliste" twitterte: „Es sagt viel über Trump, dass er glaubt, ein ganzes Land und ein ganzes Volk kaufen zu können. Grönland gehört den Grönländern und wir sind nicht länger im 19. Jahrhundert. Es steht nicht zum Verkauf."

★ Ex-Premierminister Lars Lökke Rasmussen, war am Freitagmorgen einer der Ersten auf Twitter: „Es muss ein Aprilscherz sein, völlig außerhalb der Saison."

Was genau Trump vorhat, kann er den Dänen demnächst selbst erklären. Anfang September hat sich der US-Präsident zu einem Staatsbesuch in Dänemark angesagt. Königin Margrethe II. dürfte „not amused" sein.

★„Ich bin sicher, dass eine Mehrheit in Grönland glaubt, dass es langfristig besser ist, eine Beziehung zu Dänemark zu haben als zu den Vereinigten Staaten", sagte Aaja Chemnitz Larsen, dänische Abgeordnete von Grönlands zweitgrößter Partei Inuit Ataqatigiit (IA).

Grönland ist eine eisbedeckte Insel zwischen dem Nordatlantik und dem Nordpolarmeer, auf der sich der US-Militärflugplatz Thule Air Base befindet. Sie hat den Status eines autonomen Territoriums von Dänemark.

Trump, der sich derzeit in seinem Golfclub in Bedminster (New Jersey) aufhält, wird Anfang September erstmals in Dänemark erwartet. Es gibt keine Hinweise darauf, dass dabei über einen Grönland-Kauf gesprochen werden soll. Die Insel zieht aufgrund ihrer strategischen Lage und ihrer Bodenschätze die Aufmerksamkeit der globalen Großmächte China, Russland und USA auf sich. Im Mai sagte US-Außenminister Mike Pompeo, dass sich Russland in der Arktis aggressiv verhalte und Chinas Aktionen dort ebenfalls genau beobachtet werden müssten.

Fakten zu Grönland

Grönland liegt geografisch gesehen in Nordamerika. Weitgehend unabhängig, gehört die größte Insel der Welt politisch aber zu Dänemark. ▶︎ Mit 2,166 Millionen Quadratkilometern etwa sechsmal so groß wie Deutschland; gut 80 Prozent der Fläche sind ständig von Eis bedeckt; die Insel hat mehr als 44 000 Kilometer Küste ▶︎ Knapp 56 000 Einwohner (Januar 2018); in der Hauptstadt Nuuk leben 17 800 Menschen ▶︎ Parlamentarische Demokratie als Regierungsform; Staatsoberhaupt ist Königin Margrethe II. von Dänemark, Regierungschef der Sozialdemokrat Kim Kielsen; zwei Abgeordnete sitzen im dänischen Parlament ▶︎ Seit 1979 weitgehende Autonomie innerhalb Dänemarks, seit 1985 ist Grönland nicht mehr Teil der Europäischen Union ▶︎ Fischerei ist der wichtigste Wirtschaftszweig; Rohstoffe sind vor allem Öl, Kohle, Zink, Gold, Kupfer, Nickel, Platin und Uran; Haupthandelspartner ist die EU, besonders Dänemark und Schweden

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