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NASA: 96 Behälter mit Exkrementen - Wie kam die Kacke auf den Mond?

Der Mond wurde vor fast 50 Jahren erobert - und hat als „Andenken" ein paar menschliche Abfälle bekommen ...Foto: REUTERS

Am 21. Juli ist es genau 50 Jahre her, dass Neil Armstrong und Buzz Aldrin nach ihrem Flug mit der Apollo 11 aus der Mondlandefähre „Eagle" stiegen, und Neil Armstrong die Worte sprach: „Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit."

Zwischen 1969 und 1972 waren insgesamt zwölf Männer auf dem Mond - und jeder einzelne von ihnen musste natürlich auch hin und wieder. Mond hin, Mond her ... wer auf die Toilette muss, kann das kaum einfach so verschieben.

▶︎ Und so kam die Kacke auf den Mond. Fein abgefüllt in weißen Plastiksäcken blieb sie neben den Landungsfähren auf der Mondoberfläche liegen.

Überhaupt ließen die Astronauten bei ihren Missionen jede Menge Abfall auf dem Mond zurück, da die Landefähren und Apollo-Kapseln mit Mondsteinen gefüllt und vorher so weit wie möglich geleert werden mussten. Alles Mögliche landete so auf dem Mond - von den kostbaren Fähren über das Familienfoto bis zum Kamerafilter ist alles dabei. Die Abfallliste der NASA ist stolze 22 Seiten lang. Auch die menschlichen Abfälle landeten so auf dem Mond: Plastikbehälter mit Urin, Stuhlgang-Tüten, aber auch besonders konzipierte Windeln. Die unterschiedlichen Verpackungen hatten einen Grund: Während des Flugs nutzten die Astronauten Urinpumpen und Fäkalientüten. Wenn sie jedoch einen Außeneinsatz hatten oder auf dem Mond waren, mussten sie auf die speziellen Windeln zurückgreifen.

Eine der Mülltüten auf dem Mond. Welche Art an Abfall darin ist, lässt sich nicht sagenFoto: NASA

Welche Abfalltüten mit Kot gefüllt sein könnten, ist aus der Liste nicht eindeutig erkennbar, aber laut der Webseite „ Vox.com " handelt es sich um 96 Behälter. Außerdem findet man in einem der aufgezeichneten Gespräche einen Beweis dafür, dass die Stinkebehälter wirklich auf dem Mond blieben und nicht mit zurück nach Hause durften. So sagte der Astronaut Charlie Duke 1972 nach 71 Stunden auf dem Mond zur Basis in Houston: „Wir haben menschliche Abfälle zurückgelassen, wir haben Urin in einem Tank gesammelt, wir hatten ein paar Stuhlgänge. Die waren in einem Müllsack. Wir warfen den Müll raus. Mitnehmen war keine Option."

Kam das Leben aus dem All?

Gerade die Stuhlgangtüten werden für Forscher nun immer interessanter. Der menschliche Stuhlgang besteht bis zu 50 Prozent aus Mikroorganismen und Bakterien. Sie liegen dort nun seit 50 Jahren und keiner weiß bis heute, wie sie sich entwickelt haben. Sind sie unter den Extrembedingungen auf dem Mond abgestorben? Oder sind sie in einer Art Ruhezustand versunken? Würden sie wieder aufleben, wenn man sie in ein anderes Klima zurückführen würde?

▶︎ Dr. Andrew Schuerger ist Professor an der Universität von Florida und arbeitet mit Mikrobiologie. Er hat bereits 2011 eine Untersuchung über die Überlebensmöglichkeit von Mikroorganismen im All veröffentlicht und in seine Analyse auch den Astronautenstuhlgang miteingeschlossen. Er glaubt, dass es nur sehr geringe Chancen dafür gibt, dass die Bakterien überlebt haben könnten. So habe der Mond keine Ozonschicht und kein Magnetfeld - beides schützt vor tödlicher Strahlung aus dem All. Außerdem seien die Temperaturschwankungen von 173 Grad Celsius Frost in der Nacht bis zu 100 Grad Celsius Hitze am Tag auch für Mikroorganismen zu extrem. „Die Wahrscheinlichkeit, dass hier irgendetwas überlebt, ist sehr gering."

Margaret Race, Biologin vom SETI-Institut sieht das anders. „Mikroorganismen benötigen nicht viel Schutz. Wir haben Bakterien in den Tiefen des Ozeans und unter einem grönländischen Gletscher gefunden. Außerdem machten die Apollo-16-Piloten bereits einen Test und trugen Mikroorganismen auf der Außenseite ihres Anzugs bei sich. Die meisten haben damals die Tage auf dem Mond überlebt. Wir wissen noch nicht, welche Grenzwerte Bakterien und andere Mikroorganismen überhaupt haben."

Die Frage nach der Überlebensfähigkeit der Mikroorganismen ist wichtig. Falls die Mond-Stuhlgangbakterien überlebt haben sollten, könnte das ein Beweis dafür sein, dass das Leben aus dem All kam. So könnte ein Asteroid, der Mikroorganismen mit sich trug, auf der Erde eingeschlagen sein und das Leben gebracht haben. Überlebende Stuhlgang-Mikroorganismen wären ein Beweis dafür, dass das Leben durch das All wandern kann. Es könnte sogar Millionen von Jahren unter extremen Bedingungen in einem Ruhezustand sein, bevor es - an einem angenehmen Ort angekommen - wieder zum Leben „erwacht".
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